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GertrudKurz

Gertrud Kurz (links) im Gespräch mit einer Flüchtlingsfrau, um 1967 (Archiv der Stiftung Gertrud Kurz, Bern).
Gertrud Kurz (links) im Gespräch mit einer Flüchtlingsfrau, um 1967 (Archiv der Stiftung Gertrud Kurz, Bern).

15.3.1890 Lutzenberg, 26.6.1972 Bern, reformiert, von Bern. Tochter des Reinhard Hohl, Seidenfabrikanten und Politikers, und der Clara geborene Custer. Schwester des Reinhard Hohl, Diplomaten. 1912 Albert Kurz, Gymnasiallehrer. Gertrud Hohl wuchs in einer religiösen, sozial engagierten Familie auf und absolvierte die Handelsschule in Neuenburg. 1931 schloss sie sich der internationalen Friedensorganisation der Kreuzritter an, einer 1923 vom französischen Offizier Etienne Bach gegründeten christlichen Versöhnungsbewegung. 1933 übernahm sie die Redaktion des deutschen Mitteilungsblatts und wurde 1937 zur Präsidentin des schweizerischen Zweigs der Kreuzritter ernannt. Unter ihrer Leitung entstand ein Hilfswerk, das sich ab 1938 der Betreuung von Flüchtlingen aus Deutschland und den besetzten Gebieten annahm. Oft erreichte Kurz mit persönlichen Interventionen bei den Behörden, dass verfolgte Menschen in der Schweiz Aufnahme fanden. Nach der totalen Grenzschliessung im Sommer 1942 sprach sie bei Bundesrat Eduard von Steiger vor und bewirkte eine vorübergehende Lockerung der Rückweisungspraxis. Auf Vortragsreisen informierte sie die Öffentlichkeit über die Judenverfolgung (Antisemitismus) und forderte eine weniger restriktive Flüchtlingspolitik. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg blieb Kurz eine der führenden Persönlichkeiten der Kreuzritterbewegung, die 1947 in Christlicher Friedensdienst (CFD) umbenannt wurde. Der CFD leistete fortan vor allem internationale Friedensarbeit und initiierte Aufbauprojekte in Konfliktgebieten. 1948 besuchte Kurz als Delegierte der bernischen Landeskirche die Gründungsversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen in Amsterdam. Ab 1954 pflegte sie Kontakte zu kirchlichen Kreisen und offiziellen Stellen in der Deutschen Demokratischen Republik. Für ihr humanitäres Engagement im Zweiten Weltkrieg wurde Gertrud Kurz 1956 mit dem Ehrenzeichen des Deutschen Roten Kreuzes, 1958 mit dem theologischen Ehrendoktor der Universität Zürich und 1965 mit dem Albert-Schweitzer-Preis ausgezeichnet.

Quellen und Literatur

  • Kurz, Gertrud: Unterwegs für den Frieden. Erlebnisse und Erfahrungen, hg. von Rosemarie Kurz, 1977.
  • Archiv für Zeitgeschichte, ETH Zürich.
  • Wege des Friedens. Gertrud Kurz zum 70. Geburtstag, 1960.
  • Boss, Catherine et al. (Hg.): Streitfall Friede. Cfd, Christlicher Friedensdienst 1938-88. 50 Jahre Zeitgeschichte, 1988.
  • Hafner, Katrin; Probst, Lucia: «Im Dienste der Humanität», in: Bosshart-Pfluger, Catherine; Grisard, Dominique; Späti, Christina (Hg.): Geschlecht und Wissen – Genre et savoir – Gender and Knowledge, 2004, S. 27-43.
Weblinks
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VIAF
Kurzinformationen
Variante(n)
Gertrud Hohl (Taufname)
Gertrud Kurz-Hohl (Ehename)
Lebensdaten ∗︎ 15.3.1890 ✝︎ 26.6.1972

Zitiervorschlag

Regula Ludi: "Kurz, Gertrud", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.02.2007. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/009345/2007-02-15/, konsultiert am 29.03.2024.