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EugenBircher

Auf Mission an der deutschen Ostfront in Narwa, August 1942 (Zentralbibliothek Solothurn, Legat Bircher).
Auf Mission an der deutschen Ostfront in Narwa, August 1942 (Zentralbibliothek Solothurn, Legat Bircher). […]

17.2.1882 Aarau, 20.10.1956 Aarau, reformiert, von Küttigen, Aarau und Wohlenschwil. Sohn des Heinrich (->) und der Anna geborene Schatzmann. 1909 Auguste Elisabeth Oehler, von Aarau, Tochter des Alfred, Ingenieurs und Fabrikanten. Nach seinem Medizinstudium in Basel und Heidelberg sammelte Eugen Bircher 1915-1916 kriegschirurgische Erfahrungen in Bulgarien. 1917-1934 war er als chirurgischer Chefarzt, ab 1932 auch als Direktor am Kantonsspital Aarau tätig. Bircher genoss in den 1920er Jahren den Ruf eines führenden Schweizer Chirurgen. Er publizierte zahlreiche wissenschaftliche Beiträge in den Bereichen Kropf-, Magen-, Kniegelenk- und Kriegschirurgie und gilt als Begründer der Arthro(endos)kopie. Er engagierte sich auch in zahlreichen medizinwissenschaftlichen und standespolitischen Organisationen (u.a. Ehrenmitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Chirurgie). 1941-1943 leitete Bircher die schweizerische Ärztemissionen auf deutscher Seite an der Ostfront. Seine militärische Karriere begann Bircher als Stabschef der Fortifikation Murten (1914-1917). 1916 löste er durch seine öffentliche Kritik an der «Entente-freundlichen» Haltung des Bundesrats die De-Loys-Affäre aus. Nach seiner Ernennung zum Divisionär war Bircher 1934-1937 Kommandant der 4., 1938-1942 der 5. Division. Der 1926-1939 als Dozent an der militärwissenschaftlichen Abteilung der ETH Zürich lehrende Bircher galt als führender schweizerischer Militär und Militärschriftsteller: 1931-1937 Zentralpräsident der Schweizerischen Offiziersgesellschaft, 1931-1946 Chefredaktor der «Allgemeinen Schweizerischen Militärzeitschrift». Dank seinen zahlreichen Publikationen in den Bereichen Kriegsgeschichte, Truppenpsychologie und Wehrpolitik pflegte er zum Teil intensive Kontakte mit deutschen und französischen Militärs. Mit Bundesrat Rudolf Minger verfocht er engagiert die schweizerische Wehrbereitschaft und war Mitinitiant des Grenzschutzes.

1918 gründete Bircher in Aarau die als Vaterländische Verbände bekannt gewordenen Bürgerwehren, mit denen das Rechtsbürgertum auf den Landesstreik reagierte. Ursprünglich freisinnig, gehörte Bircher 1920 zu den Mitbegründern der BGB im Aargau. 1942 trat er in den Nationalrat ein, wo er sich mit militär- und gesundheitspolitischen Vorstössen profilierte. Seine Motion zur Tuberkulose-Bekämpfung (Schirmbildobligatorium) resultierte in einem entsprechenden Ergänzungsgesetz, das – von Ärzteschaft und Bürgertum bekämpft – 1949 in einer Referendumsabstimmung unterlag. Mitglied der Studentenverbindungen Argovia, Wengia und Helvetia, war Bircher ein typischer Vertreter eines mit elitären, zum Teil sozialdarwinistischen, antimodernistischen und demokratiekritischen Elementen durchsetzten Weltbildes. Seine scharfe Frontstellung gegen die politische Linke führte anfänglich zu Fehleinschätzungen von Frontismus und Nationalsozialismus und zum Vorwurf mangelnder Abgrenzung.

Quellen und Literatur

  • Nachlässe in: AfZ, BAR, EMB, ETH-BIB, ZBSO
  • D. Heller, Eugen Bircher, Arzt, Militär, Politiker, 1988
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VIAF

Zitiervorschlag

Daniel Heller: "Bircher, Eugen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 21.02.2018. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/005018/2018-02-21/, konsultiert am 18.04.2024.