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Dielsdorf

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Dielsdorf. Bezirkshauptort am Ostfuss der Lägeren am Eingang zum Wehntal. 861 Theolvesthoruf. 1467 ca. 290 Einwohner; 1771 466; 1836 642; 1850 674; 1900 734; 1950 1133; 1960 1556; 2000 4882.

Ein Begräbnisplatz mit neun Bestattungen aus dem 7. Jahrhundert belegt die frühmittelalterliche Besiedlung im Dorf. Das seit 861 in Dielsdorf begüterte Kloster St. Gallen war im Hochmittelalter der wichtigste Grundbesitzer. 1276-1306 verpfändete es den Dielsdorfer Kehlhof und die Vogtei an die Freiherren von Regensberg. Die niedere Gerichtsbarkeit ging um 1302 von den Regensbergern an die Habsburger über, die 1313 mit der Landgrafschaft Zürich auch das Hochgericht über Dielsdorf erwarben. 1409 kam Dielsdorf mit der Herrschaft Regensberg unter die Hoheit Zürichs. Bis 1798 war es Teil der Landvogtei Regensberg.

Plakat für ein Produkt der Chemiefirma Maag, gestaltet 1943 von Willi Günthart und Edmund Welf (Plakatsammlung der Schule für Gestaltung Basel, Münchenstein).
Plakat für ein Produkt der Chemiefirma Maag, gestaltet 1943 von Willi Günthart und Edmund Welf (Plakatsammlung der Schule für Gestaltung Basel, Münchenstein).

Bereits 861 wird eine dem Kloster St. Gallen zugehörige Kirche erwähnt, deren Patrozinium nicht belegt ist. Die Kollatur ging kurz vor 1551 vom Kloster St. Gallen an Zürich über. Zum Pfarreisprengel gehörten ursprünglich auch die Filialen in Steinmaur (Verselbstständigung 1435) und Regensberg, wo der Pfarrer bis zur Abtrennung im Jahr 1658 wohnte. Die Anfang des 16. Jahrhunderts gebaute Kirche wurde 1864-1866 durch einen Neubau ersetzt. Die älteste bekannte Dorfoffnung stammt aus den Jahren 1556-1562, ein Einzugsbrief aus dem Jahr 1622. 1798 erfolgte die Bildung der politischen Gemeinde, die dem Distrikt Regensberg, 1803 dem Bezirk Bülach, 1814 dem Oberamt und 1831 dem Bezirk Regensberg zugeteilt wurde. 1852 und 1867 bat die Gemeinde den Grossen Rat, den Bezirkshauptort ins verkehrsmässig besser gelegene und bedeutendere Dielsdorf zu verlegen, was erst 1870, nach dem Sieg der demokratischen Bewegung über die Liberalen, genehmigt wurde. Zu dem 1871 nach dem neuen Hauptort umbenannten Bezirk gehörten 23 Gemeinden im Glatt-, Furt- und Wehntal. 1934 schied Affoltern bei Zürich durch die Eingemeindung in die Stadt Zürich aus.

In der in einem traditionellen Ackerbaugebiet gelegenen Gemeinde fanden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts rund 35% aller Haushalte ihr Auskommen mindestens teilweise im Handwerk oder Professionismus, während die textile Heimindustrie nur eine marginale Rolle spielte. Dielsdorf lag zu Füssen des Verwaltungsmittelpunkts Regensberg an der alten Strassenverbindung von Zürich durch das Wehntal nach Koblenz (1842 Ausbau). 1865 wurde die Eisenbahnlinie Oberglatt-Dielsdorf eröffnet, die 1891 nach Niederweningen verlängert und erst 1960 elektrifiziert wurde. Die Erhebung zum Bezirkshauptort förderte den Status eines kleinregionalen Zentrums, vor allem durch die Ansiedlung von Dienstleistungsbetrieben wie Bezirksverwaltung, Bezirksgericht und Bezirkgefängnis, Statthalteramt, wöchentlichem Vieh- und Warenmarkt (seit 1871), Banken, Läden, Arztpraxen, Krankenasyl (1895, später Bezirksspital) und Buchdruckerei mit Zeitungsverlag (1869). Die industrielle Entwicklung blieb im 19. Jahrhundert bescheiden. Zur bedeutendsten Arbeitgeberin der Region entwickelte sich die aus einer Färberei hervorgegangene chemische Fabrik Dr. R. Maag AG, die seit 1878 Dünge- und seit 1895 Pflanzenschutzmittel herstellt. Die umfangreichen Riedflächen nordöstlich des Dorfs wurden im Laufe des 20. Jahrhunderts weitgehend trocken gelegt. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Dielsdorf kontinuierlich zum Wohn- und Arbeitsort, der seit 1980 zur Agglomeration Zürich zählt, seine Eigenständigkeit als Kleinzentrum mit geschlossenem Dorfcharakter und relativ grossem Arbeitsplatzangebot jedoch bewahrt hat. 1960-1962 wurde die katholische Kirche St. Paulus für die zwölf Gemeinden umfassende katholische Kirchgemeinde erstellt. 1972 erfolgte der Bau eines Pferdesportzentrums, 1975-1982 derjenige einer regionalen Sportanlage. Die Ansiedlung grösserer Betriebe der Auto-, Druck- und Fotobranche im Industriegebiet östlich des Dorfs brachte Arbeitsplätze und eine positive Pendlerbilanz.

Quellen und Literatur

  • H. Hedinger, Chronik der Gem. Dielsdorf, 1961
  • G. Brunner, Dielsdorf, 100 Jahre Bezirkshauptort, 1971
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Ueli Müller: "Dielsdorf", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 26.01.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/047134/2005-01-26/, konsultiert am 28.03.2024.