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Düdingen

Politische Gemeinde des Kantons Freiburg, grösste Gemeinde des Sensebezirks, nördlich von Freiburg gelegen. Düdingen umfasst zahlreiche Weiler, unter anderen Mariahilf, Schiffenen, Bonn, St. Wolfgang, Ottisberg, Garmiswil, Jetschwil, Heitiwil und Galmis. 1922 trennte sich Schmitten von Düdingen 1180 Doens, 1258 Tiudingen, 1414 Dyung; französisch Guin. 1850 2692 Einwohner; 1900 3453; 1920 4160; 1930 3259; 1950 4033; 2000 6712.

Vorrömische Zeit

Bei Oberflächengrabungen wurden Mikrolithen (Abschläge für kleinere Werkzeuge) aus der mittleren Steinzeit (8200-5500 v.Chr.) entdeckt. Der Felsvorsprung am Schiffenengraben, der früher hoch über dem Spiegel der Saane lag, 1964 aber zur Hälfte im Schiffenenstausee unterging, gilt als die älteste bekannte Wohnstätte des Kantons Freiburg. Verschiedene Gegenstände aus Silex wie Pfeilspitzen, Klingen, Splitter sowie für die Jungsteinzeit charakteristischen Keramikscherben wurden dort gefunden; ausserdem legte man 1984 und 1989 eine Herdstelle sowie eine Werkstatt zum Schneiden von Äxten aus grünem Felsgestein und Feuerstein frei.

Aus der älteren Eisenzeit sind drei Grabhügelgruppen bekannt. Bei den beiden Tumuli in der Birchflur, die 1852 zum ersten Mal erkundet worden waren, gab es 1969 und 2001 weitere Grabungen. Das reiche Material, das aus diesen Körperbestattungen stammt, umfasst eine Schale aus Bronzeblech, Fibeln, Armreifen sowie Reste von einer Gürtelplatte aus Bronze, von Armbändern aus Lignit, von einem Halsring und einem Armreif aus Eisen mit Goldverzierung, einer Fibel mit vergoldeter Pauke und von Wagenteilen. Die zweite Gruppe besteht aus zwei Grabhügeln im Chiemiwald. Einer dieser Tumuli, der schon durch frühere Raubgrabungen beschädigt war, wurde 1970 wieder geöffnet; er enthielt Keramik und ein Eisenschwert aus der Hallstattzeit sowie einen Leichenbrand. Die vier zu einem unbekannten Zeitpunkt geplünderten Gräber der dritten Gruppe liegen im Wald von Klempa.

Beim Ausbau der Bahnlinie Freiburg-Bern auf zwei Spuren wurde 1933 ein keltisches Grab in Balliswil entdeckt. Der dabei gefundene Armring aus blauem Glas ist typisch für die Latènezeit.

Mittelalter und Neuzeit

Im 7./8. Jahrhundert immigrierten alemannische Siedler. 1442 kam Düdingen durch Kauf zum Aupanner der Alten Landschaft von Freiburg. In den Weilern um Düdingen wurden einige Herrenhäuser und zahlreiche Kapellen erbaut. 1228 wird die Pfarrei Düdingen erstmals erwähnt. Im 12. Jahrhundert übernahmen die Herren von Düdingen als Vasallen der Grafen von Thierstein das Patronatsrecht über die Pfarrkirche St. Peter und Paul, das 1492 an die Stadtkirche und 1513 an das Kapitel St. Niklaus in Freiburg überging. Die dem heiligen Wolfgang geweihte gotische Kapelle aus dem späten 15. Jahrhundert im gleichnamigen Weiler wurde ein beliebtes Wallfahrtsziel. Die Marienkapelle in Bad Bonn aus dem Jahre 1641 wurde mit der Stauung der Saane zum Schiffenensee 1964 überflutet. Der Reyff-Altar aus dieser Kapelle steht heute in der 1834-1837 im klassizistischen Stil erbauten Pfarrkirche. Beim Weiler Räsch über dem Schiffenensee findet sich die im Fels eingehauene Magdalena-Einsiedelei. Bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts blieb Düdingen agrarisch geprägt (Viehzucht und Milchwirtschaft, Futter-, Getreide-, Kartoffel- und Gemüseanbau) und war wirtschaftlich auf die nahe Stadt Freiburg bezogen. Der Bau der Eisenbahnlinie Bern-Freiburg 1856-1862 gab der wirtschaftlichen Entwicklung wichtige Impulse. Verschiedene Betriebe, unter anderem landwirtschaftliche Genossenschaften, eine Ziegelei, eine Milchsiederei und eine Mosterei, siedelten sich in Düdingen an. 1973 brachte der Bau der Autobahn A1 einen weiteren Entwicklungsschub, so dass Düdingen heute der bedeutendste Wirtschaftsstandort in der Region Sense ist. Am Ausgang des 20. Jahrhunderts stellten über 250 Firmen (z.B. Dade Behring AG, Düdal Leichtmetall-Giesserei AG, Sika AG, Riedo Wärmetechnik AG, Escor AG) rund 3000 Arbeitsplätze in der Metall-, chemischen und pharmazeutischen Industrie sowie in Gewerbe, Handel und Landwirtschaft. 2000 arbeitete rund ein Drittel der in Düdingen Erwerbstätigen im 2., gut die Hälfte im 3. Sektor. Die Wechselpendlergemeinde verfügt über eine gut ausgebaute Infrastruktur mit einem Sportzentrum mit Kunsteisbahn, mit Fussballplätzen, Hallenbad und Tennishalle. Die Gewerbeausstellung Düdex, das Schulzentrum mit Orientierungsschule und das 1999 eingeweihte Podium, ein Theater- und Konzertsaal, festigten Düdingens Stellung als Zentrum des unteren Sensebezirks. Wegen ihrer reichen Pflanzenvielfalt wurden die Möser von Düdingen in die Bundesinventare für Flach- und Hochmoore aufgenommen.

Quellen und Literatur

  • H. Schwab, «Erforschung hallstattzeitl. Grabhügel im Kt. Freiburg», in Mitteilungsbl. der Schweiz. Ges. für Ur- und Frühgesch. 25/26, 1976, 14-33
  • H. Schöpfer, J.-P. Anderegg, Kunstführer Sensebez., 1980, 26-33
  • A. Bertschy, Düdingen, 1982
  • M. Jeckelmann, «Düdingen», in Panorama Fribourg 5, 1986, 43-49
  • A. Brügger, Pfarrkirche und Kapellen der Pfarrei Düdingen, 1987
  • D. Ramseyer, «Düdingen (Sense)», in Archéologie fribourgeoise, 1987, 15-23
  • D. Ramseyer, «Düdingen FR – Schiffenengraben», in JbSGUF 73, 1990, 133-135
  • M. Boschung, Düdingen von A bis Z, 1995
  • Auf den Spuren unserer Vorfahren, 1997
  • Sensebez. 1848-1998, 1998, 203

Zitiervorschlag

Denis Ramseyer; Olivier Aebischer: "Düdingen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 13.03.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/046549/2008-03-13/, konsultiert am 28.03.2024.