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AdolfGuyer-Zeller

Reaktion auf den Machtwechsel bei der Schweizerischen Nordostbahn (NOB). Karikatur von Johann Friedrich Boscovits aus dem Nebelspalter, 1894, Nr. 31 (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern; e-periodica).
Reaktion auf den Machtwechsel bei der Schweizerischen Nordostbahn (NOB). Karikatur von Johann Friedrich Boscovits aus dem Nebelspalter, 1894, Nr. 31 (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern; e-periodica). […]

1.5.1839 Neuthal (Gem. Bäretswil), 3.4.1899 Zürich, ref., von Bauma, ab 1868 von Bäretswil, ab 1886 von Zürich. Sohn des Johann Rudolf Guyer (->). 1869 Anna Wilhelmina Zeller, Tochter des Johann Jakob Zeller. Sekundarschule in Bauma, Industrieabteilung der Kantonsschule Zürich, 1857-58 Stud. der Nationalökonomie und Geologie an der Genfer Akademie. 1857-63 bereiste G. viele Baumwolle verarbeitende und produzierende Länder in Europa und Übersee. 1863 trat er in die väterl. Baumwollspinnerei Neuthal ein, 1866 wurde er Teilhaber und 1874 Alleininhaber dieser Fabrik, die er laufend vergrösserte. Nach der Verlegung seines Wohn- und Geschäftssitzes nach Zürich 1869 gründete er dort ein Textilhandelsgeschäft. Ab 1871 leitete er auch die Weberei Oberkempten; ausserdem war er 1880-90 Verwaltungsratspräsident der Papierfabrik an der Sihl. Infolge seines Aktienbesitzes übte er ab den 1880er Jahren grossen Einfluss auf die Schweiz. Nordostbahn (NOB) aus, obwohl seine Vorschläge in der NOB-Revisionskommission (1879-90) wegen des Widerstands der eingesessenen Stadtzürcher Fam. stets abgelehnt wurden. 1894 stürzte er Verwaltungsrat und Direktion der NOB und wurde selbst Verwaltungsratspräsident. Seine harte Haltung in der Lohnfrage führte 1897 zum Streik des Personals, worauf der Bundesrat vermittelte. Auf seine Initiative hin entstanden die Uerikon-Bauma-Bahn (Eröffnung 1901) und die Jungfrau-Bahn (Baubeginn 1896, Eröffnung 1912). 1894 gründete er die Guyer-Zeller-Bank. Er war 1869-72 und 1875-89 liberaler Zürcher Kantonsrat sowie 1888-99 griech. Generalkonsul in Zürich. G. zeichnete sich durch eine visionäre Geisteshaltung, Vielseitigkeit und äusserst geschickte Geschäftsführung aus. Dem autoritären Machtmenschen waren aber auch karitative Züge nicht fremd. Für die Textilarbeiterfamilien seiner engeren Heimat liess er ab 1889 ein noch heute bestehendes Wanderwegnetz erstellen.

Quellen und Literatur

  • StAZH, Nachlass
  • StadtB Winterthur (Korrespondenz, Nachlass-Inventar)
  • Chronikarchiv der Gem. Bauma (Reisetagebücher u.a.)
  • PrivA W. Wahl-Guyer, Wila
  • D. Müller-Füglistaler, Adolf Guyer-Zeller (1839-1899), 1992
  • Reisen als Schlüssel zur Welt: Die Reisetagebücher von Adolf Guyer-Zeller (1839-1899), hg. von W. Wahl-Guyer, 2000
  • W. Wahl-Guyer, Adolf Guyer-Zeller in Selbstzeugnissen, 2004
Weblinks
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GND
VIAF

Zitiervorschlag

Ueli Müller: "Guyer-Zeller, Adolf", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.03.2007. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/030978/2007-03-19/, konsultiert am 29.03.2024.