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Evangelischer Frauenbund der Schweiz (EFS)

Evangelische Frauen Schweiz

Titel der ersten Ausgabe von Schritte ins Offene, Januar/Februar 1971. Umschlaggestaltung von Hans Bühlmann (Archiv Gosteli-Foundation, Worblaufen, AGoF 111 : 33).
Titel der ersten Ausgabe von Schritte ins Offene, Januar/Februar 1971. Umschlaggestaltung von Hans Bühlmann (Archiv Gosteli-Foundation, Worblaufen, AGoF 111 : 33).

Der im Zuge der Abolitionismusbewegung 1901 gegründete Verband deutschschweizerischer Frauenvereine zur Hebung der Sittlichkeit engagierte sich in der Bekämpfung der Prostitution (Sittlichkeitsbewegung). Unter dem Namen Schweizerischer Verband Frauenhilfe widmete er sich in der Zwischenkriegszeit der Fürsorge gefährdeter Frauen und Jugendlicher. Der mitgliederstarke Verband und seine einzelnen Sektionen übten Einfluss auf die eidgenössische und kantonale Gesetzgebung aus, um den Jugendschutz (Jugend) zu stärken und Unsittliches zu kriminalisieren. Im Anschluss an den Dritten Schweizerischen Frauenkongress von 1946 schloss sich der Verband auf Initiative der Gründerin des reformierten Studentinnenheims (Boldernhaus) in Zürich, der Journalistin und Theologin Marga Bührig, mit anderen evangelischen Vereinen zum Evangelischen Frauenbund der Schweiz (EFS) zusammen; Bührig war Redakteurin der Zeitschrift Die Evangelische Schweizerfrau, dem offiziellen Publikationsorgan des EFS. Als moralische Bewegung wollte der EFS erzieherisch wirken und zu gesamtgesellschaftlichen Fragen Stellung beziehen (Frauenbewegung). Die im EFS zusammengeschlossenen Vereine zeichneten sich zunehmend durch soziale Offenheit, Ökumene, Antirassismus, Pazifismus und durch Forderungen nach Gleichstellung aus. Sie finanzierten Projekte mit gesellschaftlicher Wirkungskraft wie zum Beispiel die Wohnsiedlung Brahmshof in Zürich. Zusammen mit dem Schweizerischen Katholischen Frauenbund (SKF) lancierte der EFS 1971 die kritische Zeitschrift Schritte ins Offene (bis 2013), alleine ausserdem 1991 das zweisprachige Efs.Fps.Info. Der Einfluss von Marga Bührig zeigte sich in der zunehmenden Auseinandersetzung des EFS mit der feministischen Theologie (Feminismus). 2007 umbenannt in Evangelische Frauen Schweiz, engagierten sie sich ausser für Gleichstellungsthemen konsequent gegen Sexismus und Gewalt an Frauen und für eine gute soziale Absicherung der Frauen im Alter (Altersvorsorge). Seit den 2010er Jahren avancierte die unbezahlte Sorgearbeit zu einem Schwerpunkt des Engagements der EFS, ebenso die internationale Solidarität (Konzernverantwortungsinitiative) sowie die Umwelt- und Klimapolitik (Umwelt). Unter der ab 2019 amtierenden Präsidentin, der Theologin und Pfarrerin Gabriela Allemann, beteiligten sich die EFS 2019 am Frauenstreik. Wie schon derjenige von 1991 bot er den EFS die Möglichkeit, ihre solidarische Haltung mit den von Diskriminierung und Prekarität besonders Betroffenen vermehrt nach aussen zu manifestieren. So organisierten sie für die Frauensession 2021 gemeinsam mit dem SKF die Kommission für Einwohner:innenstimmrecht, mit dem Ziel, allen Menschen unabhängig von ihrer Staatsbürgerschaft und ihrem Aufenthaltsstatus die politische Mitbestimmung zu garantieren (Stimm- und Wahlrecht). 

Quellen und Literatur

  • Schnegg, Brigitte; Stalder, Anne-Marie: «Zur Geschichte der Schweizer Frauenbewegung», in: Die Stellung der Frau in der Schweiz. Bericht der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen, Bd. 4, 1984, S. 5-28.
  • Bührig, Marga: Spät habe ich gelernt, gerne Frau zu sein. Eine feministische Autobiographie, 1987 (19994).
  • Viel erreicht – wenig verändert? Zur Situation der Frauen in der Schweiz. Bericht der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen, 1995.
  • Müller, Verena E.: Frauen für Frauen – einst und jetzt. Schweizerische Evangelische Frauenhilfe – ein Kapitel Schweizer Geschichte, 2005.
  • Helg, Barbara: Zwischen Evangelium und Politik. Zur Geschichte der Evangelischen Frauen Schweiz, 2011.
  • Joris, Elisabeth; Witzig, Heidi: Frauengeschichten(n). Dokumente aus zwei Jahrhunderten zur Situation der Frauen in der Schweiz, 20215 (1986), S. 469, 602.
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF

Zitiervorschlag

Elisabeth Joris: "Evangelischer Frauenbund der Schweiz (EFS)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.07.2022. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/025753/2022-07-18/, konsultiert am 29.03.2024.