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deMolo

Die Familie geht auf den Stammvater Alberto (vor Juni 1360), Sohn des Matteo de Mollo, aus Menaggio bei Como zurück, der sich vor der Mitte des 14. Jahrhunderts in Bellinzona niederliess. Die Molo gehörten ab dem Spätmittelalter zu den bedeutendsten Geschlechtern im politischen, wirtschaftlichen und sozialen Leben Bellinzonas. Vermutlich hatte ihre Ansiedlung in Bellinzona strategische Gründe, und zwar im Zusammenhang mit dem Einbezug des Orts ins Herrschaftsgebiet der Visconti um 1340. Die neue, stabilere politische Ordnung begünstigte den regionalen und europäischen Handel entlang der Gotthardroute. Das aufblühende Geschlecht, das schon am Ende des 14. Jahrhunderts aus verschiedenen Zweigen bestand, fasste an einem Ort Fuss, der zur Hauptdrehscheibe der Handelsbeziehungen zwischen der Zentralalpenregion und den wichtigsten Produktionszentren der Poebene wurde. So traten denn auch die Molo im 14. und 15. Jahrhundert in einer Reihe von Wirtschaftsunternehmungen hervor, wodurch zahlreiche Mitglieder der Familie eine führende Stellung im lokalen und regionalen Leben erlangten. Der Handel mit Lebensmitteln, Wein, Alpprodukten, Holz und anderen Konsumgütern ermöglichte es den Molo, ihren Grundbesitz beträchtlich auszudehnen. Daneben erlaubte das im Warenhandel akkumulierte Kapital einigen Molo, ins Kreditgeschäft einzusteigen und sich die Vergabe wichtiger öffentlicher Aufträge zu sichern.

Wenige Jahre nach seiner Ankunft trat das Geschlecht auch im politischen Leben der Stadt in Erscheinung und stellte schon im 14. Jahrhundert die meisten Ratsmitglieder. Es erweiterte seinen Einfluss über den lokalen Bereich hinaus und stieg sowohl in der Regionalpolitik mit Raffaele (->) und Bernardino (->), als auch im Herzogtum Mailand mit Giovanni (->) in höhere Ämter auf. Dank des angehäuften Vermögens, des Sozialprestiges und des Rufs, den Vertreter der Familie in den letzten zwei Jahrhunderten des Mittelalters erlangt hatten, bewahrte die Familie über die Landvogteizeit hinaus in Bellinzona und anderswo ihre führende Rolle. Während einige Familienmitglieder kirchliche, akademische und militärische Laufbahnen einschlugen, übernahmen andere wie Pietro Francesco (->) wichtige politische Ämter und repräsentative Aufgaben in der Vogtei, sowie Corrado (->) und Giuseppe Antonio (->) im neuen Kanton Tessin. Die Familie besteht noch heute.

Quellen und Literatur

  • G. Pometta, Briciole di storia bellinzonese, 1977
  • G. Chiesi, Bellinzona ducale, 1988

Zitiervorschlag

Giuseppe Chiesi: "Molo, de", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 25.06.2008, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/023532/2008-06-25/, konsultiert am 28.03.2024.