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vonRollFamilie, SO

Einziges altadliges Geschlecht in Solothurn, das heute noch besteht. Kaufleute aus der Familie sind in Genf bezeugt, wo diese 1371 das Bürgerrecht erhielt. Familienmitglieder gelangten bald in die Räte und stellten im 15. Jahrhundert mehrmals einen der vier Syndics. Kaiser Sigismund nahm die von Roll 1431 in den Reichsadel auf. Noch vor der Reformation verliessen sie Genf.

1495 erwarb Johann (1528) das Bürgerrecht von Solothurn und wurde schon sechs Jahre später in den Kleinen Rat gewählt. Der früh Verwaiste erbte alle Rechte und Güter seiner Ziehmutter Küngold von Spiegelberg im Umkreis von Solothurn, wozu die kleine Twingherrschaft Emmenholz bei Zuchwil gehörte, nach der sich die von Roll später nannten. Das Geschlecht zählte fortan zu den angesehensten Familie der Stadt, erhielt die einträglichsten Vogteien und hatte festen Einsitz im Rat. Mit Schultheiss Johann (->) erlangte es zur Zeit des Dreissigjährigen Kriegs erstmals die höchste Würde der Stadtrepublik. Danach teilte es sich in zwei Linien.

Viele Vertreter der Familie schlugen die geistliche Laufbahn ein: Drei wurden Malteserkomture, andere Mönche im Kloster Einsiedeln, um das sich Abt Maurus (->) besonders verdient machte. Der Jesuitenpater Sebastian (1655-1709) lehrte ab 1690 in Ingolstadt Philosophie. Bis zum Ende des Ancien Régime gehörten die von Roll, ab 1698 im Reichsfreiherrenstand, zum engsten Kreis des Solothurner Patriziats und übernahmen nach dem Sturz der Besenval 1723 die Führungsrolle. Sie stellten im 18. Jahrhundert vier Schultheissen, aus denen Johann Ludwig (->) als hartnäckiger Gegner Frankreichs und sein Enkel Franz Viktor Augustin (->) als Haupt der Franzosenfreunde herausragten. Im französischen Solddienst erreichten drei von Roll den Grad eines Obersten. Georg Franz Josef Ignaz (->) wurde Brigadier, Franz Joseph (->) Feldmarschall. Ludwig Robert (1750-1813) war ab 1794 Inhaber eines Regiments in englischen Diensten, das während zwei Jahrzehnten im Mittelmeerraum gegen Napoleons Truppen kämpfte. Heiratsverbindungen bestanden mit den vornehmsten Familie auch ausserhalb Solothurns, unter anderem mit den von Beroldingen, von Diesbach und Reding.

In der revolutionären Umbruchszeit verstand es Ludwig (->), Enkel des Franz Viktor Augustin, von der Helvetik bis zur Regeneration an führender Stelle die Geschicke des Kantons Solothurn mitzugestalten. Zudem opferte er einen Grossteil des Familienvermögens für die von ihm gegründete von Roll'schen Eisenwerke (Von Roll). Mit Sohn Franz starb seine Linie 1859 im Mannesstamm aus. Der andere, zu Beginn des 21. Jahrhunderts noch blühende Zweig der Familie wechselte nach 1800 von der Politik in Handel und Gewerbe. Einige führten bis 1911 eine eigene Bierbrauerei, andere wählten in neuerer Zeit medizinische Berufe. Der Arzt Louis (1940-1983), Sohn des Viktor (1902-1982), hinterliess fünf Söhne, die das Geschlecht fortführen. Das repräsentative Stamm- und Fideikommisshaus an der Hauptgasse war zu Beginn des 21. Jahrhunderts noch in Familienbesitz.

Quellen und Literatur

  • FamA, Solothurn (Privatbesitz)
  • StASO, Akten und Familienarchivalien
  • L.R. Schmidlin, Genealogie der Frh. von Roll, 1914
  • [L. Weisz], Gesch. der Ludwig von Roll'schen Eisenwerke, Bd. 1, [1953]
  • SolGesch. 2-4/1
  • C. Studer, Solothurner Patrizierhäuser, 1981
  • Kdm SO 2, 2008, 45-53
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF

Zitiervorschlag

Erich Meyer: "Roll, von (Familie, SO)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 05.01.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/022856/2012-01-05/, konsultiert am 29.03.2024.