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HeerGL

Weit verzweigte reformierte Familie der Glarner Oberschicht, aus der ab Mitte des 18. Jahrhunderts Staatsmänner, Geistliche, Gelehrte und Pädagogen hervorgingen. Angehörige des Geschlechts, die vielleicht aus St. Gallen einwanderten und das Glarner Landrecht erwarben, wurden erstmals Ende des 15. Jahrhunderts erwähnt. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts bekleideten sie als Landvögte und Schrankenherren höhere Ämter, so Abraham (1654-1742, Landesfähnrich), Joachim (1677-1769, Landeshauptmann) und Jost (1682-1738, Landesseckelmeister). Der Aufstieg in die politisch führenden Familien wurde im 18. Jahrhundert unter Cosmus (->), der 1771-1774 Landammann war, endgültig durchgesetzt. Sein Bruder Niklaus (1728-1795, Arzt) war im Soldgeschäft tätig. Zu Cosmus' Nachkommen zählten Joachim (->), Niklaus (->) und Cosmus (->). Diese Linie war ab dem 18. Jahrhundert bis 1836 ständig in der Regierung vertreten, stellte vier Landammänner und wirkte im 19. Jahrhundert auch auf eidgenössischer Ebene. Ihre wirtschaftliche Grundlage bildeten Grundbesitz, Vermögen aus ländlichem Gewerbe, Solddienst und eingebrachtes Heiratsgut. Es bestanden verwandtschaftliche Verbindungen zu anderen reformierten Glarner Magistraten- und Handelsfamilien. Nach 1848 entsandten die Heer vier Vertreter in die eidgenössischen Räte und stellten mit Joachim (->) 1876-1878 einen Bundesrat. Jost (1710-1748) war Ahnherr einer Dynastie von Pfarrern, Gelehrten, Pädagogen und Lehrern. Die Pfarrer Jakob (->), der "Pestalozzi" des Glarnerlandes, und Johann Heinrich (1787-1835) erwarben sich Verdienste um das Schulwesen. Jakobs Sohn Oswald (->) erlangte als Biologe und Insektenforscher europäische Bedeutung und drei weitere seiner Söhne waren in Lausanne erfolgreich: Samuel (->) als Fotografiepionier, Henri (1816-1895) als Möbelfabrikant und Jacques (1825-1906) als Eisenwaren- und Lampenhändler. Gottfried (->), Sohn des Pfarrers Christoph (1809-1866), machte sich als Sozialpolitiker und Historiker einen Namen. Der Industrie wandten sich Johannes (->) und sein Sohn Andreas (->), Mitglieder der Riederner Linie, zu. Diesem Zweig entstammte auch Landammann Heinrich (->).

Quellen und Literatur

  • Schweiz. Geschlechterbuch 5, 296-301
  • I. Tschudi-Schümperlin, J. Winteler, Wappenbuch des Landes Glarus, 21977, 38 f.
  • H.R. Stauffacher, Herrschaft und Landsgem., 1989
  • F. Stucki, 50 alte Glarner Fam., 1989, 39-41
  • P. Barbey, «Trois Glaronnais à Lausanne», in Mémoire vive 10, 2001, 47-52

Zitiervorschlag

Veronika Feller-Vest: "Heer (GL)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 07.12.2023. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/021035/2023-12-07/, konsultiert am 29.03.2024.