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vonAttinghausen

vonSchweinsberg

Hochfreiengeschlecht in Uri und im Bernbiet. Dass der Name Attinghausen erst um die Mitte des 13. Jahrhunderts auftritt, kann als Indiz dafür gewertet werden, dass es sich um einen oder gar wechselnde Splitter einer grösseren Verwandtengruppe von Nobiles handelt. Um 1300 muss ein genealogischer Zusammenhang mit Emmentaler Freiherren, die sich von Schweinsberg nannten, bestanden haben. Eine durchgehende Filiation der ersten Vertreter Ulrich I., erwähnt 1240 im Berner Oberland, Rudolf I., erwähnt 1249 in Uri, und Werner I., 1248-ca. 1288 in Uri, mit den späteren Attinghausen wird neuerdings bestritten. Die Abstammung von den emmentalischen Herren von Signau ist nur indirekt mittels Vergleich der Herrschaftsrechte vage belegt, und die traditionelle These der Verpflanzung aus dem burgundischen Raum ins Reusstal infolge angeblicher zähringischer Kolonisationsbemühungen ist noch weniger gesichert. Heiratsbeziehungen bestanden im 13. Jahrhundert zu den Freiherren von Wolhusen sowie eventuell zum näheren genealogischen Umfeld der Rapperswiler, im 14. Jahrhundert zu den von Kempten, von Bürglen und von Simpeln. Eine Burg, Vorgängerin des aus dem 13./14. Jahrhundert stammenden, heute als Ruine sichtbaren Baus, bestand bereits um 1100 in Attinghausen. Die Familie erscheint jedoch erst Mitte des 13. Jahrhunderts als Besitzerin der Herrschaft Schweinsberg im Emmental und gegen Ende des 13. Jahrhunderts im Besitz der Herrschaft Wartenstein. Ihre Herrschaft in Uri umfasste neben der Burg Attinghausen verstreut gelegenes Eigengut sowie Lehen der Fraumünsterabtei Zürich und des Klosters Wettingen. Nach 1300 muss eine vermutlich eher informelle Herrschaftsteilung zwischen Werner II. (->) und Diethelm I. erfolgt sein, indem Diethelm die Berner, Werner II. die Urner Besitzungen übernahm. In Uri, wo die Familie bis um 1300 ökonomisch eher im Absteigen begriffen war, erfolgte danach über zwei Generationen ein bedeutender sozialer und politischer Aufstieg: Werner II. und sein Sohn Johannes (->) hatten 1294-1358/1259 das Landammannamt inne. Ihr Neffe bzw. Vetter Thüring (->) war Abt von Disentis.

Die von Attinghausen wurden in der schweizerischen Historiografie bis weit ins 20. Jahrhundert einseitig als Bundesgründerfamilie und Initianten der achtörtigen Eidgenossenschaft qualifiziert, was ebenso wenig haltbar sein dürfte wie die Auffassung, sie hätten in der Talschaft Uri durch übertriebenes persönliches Machtstreben eine demokratische Bewegung hervorgerufen, welche 1358/1359 den Sturz Johannes' bewirkte. Die These eines Sturzes ist weder quellenmässig noch archäologisch zu belegen. Im Bernbiet gelangte die Familie nicht zu politischer Bedeutung. Quellenmässig niedergeschlagen hat sich vor allem der ökonomische und soziale Niedergang vom ausgehenden 14. Jahrhundert an (Güterveräusserungen, Prozesse, Titelverlust). Letzter weltlicher Vertreter des Geschlechts war der 1371-1415 erwähnte Thüring, Bürger von Bern.

Quellen und Literatur

  • P. Hubler, Adel und führende Fam. Uris im 13./14. Jh., 1973, 47-127
  • GHS 4, 11-49, (mit Stammtaf.)
  • R. Sablonier, «Innerschweizer Gesellschaft im 14. Jh.», in Innerschweiz und frühe Eidgenossenschaft 2, 1990, 16-23
  • Stadler, Uri 1

Zitiervorschlag

Franziska Hälg-Steffen: "Attinghausen, von", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 22.10.2001. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/019594/2001-10-22/, konsultiert am 29.03.2024.