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deFaucigny

Hochadelige Familie, benannt nach einem Schloss im Val d'Arve (Hochsavoyen). Der Machtanspruch des Geschlechts dehnte sich schrittweise über das Tal, dem sie schliesslich den Namen gab, aus. Bezeugt ist die Familie vom Anfang des 11. Jh. an. Ihre Angehörigen gingen häufig Heiratsverbindungen mit den Gf. von Genf ein und erscheinen als deren Vasallen. Am Ende des 12. Jh. verzweigte sich die Familie. So entstand u.a. der jüngere Zweig der F.-Lucinge, der bis ins 20. Jh. bestand. Mehrere F. schlugen bedeutende kirchl. Laufbahnen ein, so Guy (->), Bf. von Genf spätestens 1083 bis 1119, sein Neffe Giroldus (->), Bf. von Lausanne (1105-26/34), oder Arducius (->), Neffe des Vorhergehenden, Bf. von Genf (1135-85) und Propst des Lausanner Domkapitels. Diese Ämter mögen in der Expansion der F. nördlich des Genfersees eine Rolle gespielt haben, doch konkretisierte sich die Herrschaftsausweitung erst unter Aymon II. (1202-53), dem Grossneffen des Arducius. Nach einem ersten Versuch, der 1225 das Offizialgericht von Lausanne betraf, verstärkte er seine Expansionsbestrebungen, indem er während der bischöfl. Doppelwahl von 1240 in Lausanne mit Gewalt die Partei von Philipp I. von Savoyen gegen Johann von Cossonay unterstützte. 1247 liess er die Burg von Hermance erbauen. Gegen 1250 erscheint er als Inhaber von Rechten im Lavaux, in Saint-Livres und im Gebiet von Yverdon (Corcelles, Bavois, Suchy), die er wohl zu Lasten der Kirche von Lausanne erworben hatte. Nach dem Tod Aymons, des letzten männl. Vertreters der älteren Linie, fielen seine Güter an seine Tochter Agnès und ihren Gemahl, Peter II. von Savoyen. Der Name F., den im SpätMA mehrere Familien in der Westschweiz trugen, weist indessen nur auf deren geogr. Herkunft hin.

Quellen und Literatur

  • E.A. de Foras, Armorial et nobiliaire de l'ancien duché de Savoie 2, 1878, 322 f. (mit Genealogie)
  • P. Duparc, Le Comté de Genève, IXe-XVe siècle, 21979
  • J.-D. Morerod, Genèse d'une principauté épiscopale, 2000

Zitiervorschlag

Bernard Andenmatten: "Faucigny, de", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 06.10.2011, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/019562/2011-10-06/, konsultiert am 28.03.2024.