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Demokratische Partei

Programmatisch setzte die Demokratische Partei, die ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in verschiedenen Kantonen entstand, die Politik der demokratischen Bewegung fort: National, direktdemokratisch und staatsinterventionistisch, vertrat sie den Ausbau der Volksrechte, die Staatsmonopole und forderte soziale Reformen; sie lehnte den Klassenkampf ab und hielt den Kulturkampf für überholt.

Die erste Demokratische Partei entstand 1867 im Kanton Zürich; weitere folgten 1881 bzw. 1888 im Kanton St. Gallen, 1891 im Thurgau, 1902 in Glarus und 1906 in Appenzell Ausserrhoden. In Schaffhausen, Aargau und Basel-Landschaft schlossen sich die Demokraten hingegen der FDP an. Parteipolitisch wurden die Demokratischen Parteien von den Liberalen und zunehmend von ihrer sich selbstständig organisierenden Anhängerschaft (Bauern, Handwerker und Arbeiter) konkurrenziert. 1905 bildeten die Ostschweizer Demokratischen Parteien die Schweizerische Demokratische Partei. Bestand hatte diese im Kanton Glarus; in den Kantonen St. Gallen und Thurgau löste sie sich nach 1930 auf. Die Bündner Demokratische Partei, von der jungfreisinnigen Opposition 1919 gegründet und von Kleinbauern, Handwerkern und Angestellten unterstützt, spielte in den 1930er und 1940er Jahren eine wichtige Rolle. In der Bundesversammlung bildeten die Demokraten 1896-1931 die Sozialpolitische Gruppe, bis 1911 mit der Linken, danach mit sogenannten Wilden, Dissidenten, 1922-1931 mit den Neuenburger Nationalprogressisten. Ihr folgte 1935-1941 die Freie und demokratische Fraktion zusammen mit den Jungbauern. Sie unterstützte die Kriseninitiative und die Richtlinienbewegung, wandte sich gegen die faschistische Bedrohung, gegen den politischen Katholizismus und setzte sich für die Unabhängigkeit der Schweiz sowie für die Regierungsbeteiligung der SP ein. Die Zürcher Vertreter, die ab 1894 Teil der neu gegründeten FDP waren, gehörten bis 1941 der radikal-demokratischen Fraktion an.

Die Entwicklung der Jungbauern nach rechts bzw. die Kritik der Zürcher Demokratischen Partei an der Politik der FDP führten zur Auflösung der bisherigen Koalitionen und Ende 1941 zur Gründung der Demokratischen Partei der Schweiz sowie der Demokratischen Fraktion in der Bundesversammlung. Während die Demokratische Partei in Graubünden, Glarus und Zürich eine gewisse Bedeutung erlangte, blieb sie in St. Gallen, Basel-Landschaft, Schaffhausen, Luzern sowie im Thurgau und im Tessin marginal. Die Nachkriegszeit brachte für die Demokratische Partei das Ende. Zwar konnte sie sich in den Kantonen Graubünden und Glarus halten, wurde aber im Kanton Zürich bedeutungslos. Der Versuch, 1964 mit einer eidgenössischen Initiative gegen die Überfremdung neue Anhänger zu mobilisieren, scheiterte an den internen Gegensätzen. 1971 löste sie sich auf: Die Zürcher Demokratische Partei schloss sich dem Freisinn an, während die Bündner und Glarner Demokraten mit der BGB die Schweizerische Volkspartei (SVP) gründeten.

Vertreter der Demokraten in der Bundesversammlung 1896-1967

JahrStänderatNationalrat
1896a115
1899115
1902115
1905-15
1908-15
1911-15
1914115
1917112
191916
192216
192518
192815
193115b
193526c
193926c
194326d
194725
195124e
195524
195924
196334
196723

a Sozialpolit. Gruppe und demokrat. Mitglieder der radikaldemokrat. Fraktion Zürich

b Ohne Fraktion

c Freie und demokrat. Fraktion bis 1941, inkl. eines Tessiner Demokraten

d Ab 1941 demokrat. Fraktion

e Ab 1951 Demokrat. und evang. Fraktion

Vertreter der Demokraten in der Bundesversammlung 1896-1967 -  Autor; Gruner, Bundesversammlung

Quellen und Literatur

  • HWSVw 3, 277-280, 284-286
  • V. Jent, Kämpfe, Erfolge, Schlappen: 100 Jahre Demokratische Partei des Kt. Zürich (1867-1967), 1967
  • E. Gruner, Die Parteien in der Schweiz, 1969 (21977)
  • B. Mani, Aus der Gesch. der Demokratischen Partei Graubündens, 1969
  • R. Barth, «Das Ende der Demokratischen Partei des Kt. Zürich», in Winterthurer Jb., 1987, 31-60
  • M. Eckstein, «Die Demokratische Partei des Kt. Thurgau (1889-1932)», in ThBeitr. 126, 1989, 5-276
Weblinks
Kurzinformationen
Kontext Freie und demokratische Fraktion, Sozialpolitische Gruppe

Zitiervorschlag

Markus Bürgi: "Demokratische Partei", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 07.05.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/017383/2010-05-07/, konsultiert am 29.03.2024.