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Gaudot-Affäre

Die G. begann 1747, als der Kg. von Preussen Friedrich II. in Neuenburg, seinem Fürstentum, die Verpachtung der Steuereinkünfte, also die Versteigerung der Erhebung der Pachtzinsen und des Zehnten, an Stelle der staatl. Verwaltung einführte. 1766 trat die Opposition gegenüber dem neuen System, das dem Fürsten Vorteile brachte, offen zu Tage: Niemand war willens, die Finanzpachtämter zu ersteigern, deren Preis hoch angesetzt war. Die von Friedrich II. delegierten Abgesandten schlugen schliesslich den Verkauf aller dem Zehnten unterliegenden Grundstücke an den Meistbietenden vor, was unter den Neuenburgern einen Sturm der Entrüstung auslöste; sie sahen darin eine Missachtung des Prinzips der Unveräusserlichkeit, das ihnen 1707 garantiert worden war, und verlangten die Wiederherstellung des alten Systems. Im Mai 1767 entschloss sich Friedrich II., die Berner als Schiedsrichter anzurufen. Beide Parteien verteidigten hartnäckig ihren Standpunkt. Der Vertreter des Generalstaatsanwalts des Fürstentums, Claude Gaudot (1713-68), war besonders unnachgiebig. Anfang 1768 gab der Gr. Rat von Bern der Stadt Neuenburg Unrecht und warf ihr vor, die Rechte des Fürsten verletzt zu haben. Die Wut der Bürger von Neuenburg war so gross, dass Friedrich II. Bern um eine militär. Intervention bat. Obwohl Luzern, Solothurn, Freiburg und der Botschafter Frankreichs zur Mässigung mahnten, zog Bern östlich des Fürstentums 9'000 Mann zusammen. Erschrocken unterwarfen sich die Bürger Neuenburgs und Valangins. Aber nun traf Friedrich II. einen Fehlentscheid und ernannte Gaudot zum Vertreter des Oberleutnants von Neuenburg. Als dieser in die Stadt zurückkam, wurde er am 25.4.1768 von der Bevölkerung umgebracht, ohne dass die Behörden das Geringste unternommen hätten, um ihn zu beschützen. Einen Monat später besetzten 600 Soldaten der vier verbündeten Stände Neuenburg. Die Affäre endete im August mit der vollständigen Unterwerfung der Stadt, die geschwächt aus der G. hervorging.

Quellen und Literatur

  • Hist.NE 2, 100-103
Weblinks

Zitiervorschlag

Dominique Quadroni: "Gaudot-Affäre", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 29.11.1999, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/017209/1999-11-29/, konsultiert am 28.03.2024.