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Raronhandel

Ende des 14. und zu Beginn des 15. Jahrhunderts stiegen die Freiherren von Raron rasch in die höchsten kirchlichen und weltlichen Ämter im Wallis auf. Nach dem Tod des Bischofs Wilhelm I. von Raron 1402 und seines Vaters Peter von Raron 1413 bildete sich im Oberwallis eine offene Gegnerschaft gegen den neuen Landesherrn Bischof Wilhelm II. von Raron und die Machtansprüche seines Onkels Witschard von Raron. König Sigismund übertrug Letzterem 1414 als Dank für seine Kriegsdienste in der Lombardei die Landeshoheit über das Wallis. Damit sollte die hohe Gerichtsbarkeit mit allen aus der Schenkung der Grafschaft von 999 stammenden Rechten vom Bischof in den erblichen Besitz der Familie von Raron übergehen. Unter der Anführerschaft der Briger Gesellschaft Von dem Hund – genannt nach der Hündin in ihrem Banner – kam es daraufhin 1415 zu einer Revolte, der sich fast das ganze bischöfliche Wallis anschloss. Die Zenden von Siders bis Goms waren nicht gewillt, die erfolgreich gegen Savoyen verteidigte Unabhängigkeit an eine einheimische Adelsfamilie zu verlieren. Sie belagerten Witschard und seinen Anhang auf Burg Seta bei Savièse und erzwangen seine Abdankung als bischöflicher Landvogt sowie ein Mitspracherecht der gewählten Gemeindeabgeordneten an der Regierung. Nach einem kurzen Frieden verschärften gegenseitige Übergriffe 1416 die Lage wieder. Witschard verbündete sich mit Savoyen, während der Zenden Goms ein Burg- und Landrecht mit Luzern, Uri und Unterwalden abschloss. Die Zenden zerstörten die Burgen Beauregard, Tourbillon und Montorge, um die militärische Stellung des Bischofs zu schwächen. Witschard sicherte sich daraufhin die Unterstützung Berns, wodurch der Konflikt auch die Eidgenossenschaft spaltete. Die Vermittlung der neutralen Orte Schwyz, Glarus, Zug und Zürich blieb erfolglos und im September 1417 musste Witschard mit seiner Familie das Land endgültig verlassen. Nach weiteren gescheiterten Verhandlungen unternahm Bern 1418 über den Sanetschpass einen Plünderungszug nach Sitten und versuchte 1419 eine Invasion über den Grimselpass. Wiederholt bat Bern die inneren Orte um Hilfe und drohte damit, eine Krise der Eidgenossenschaft und einen Bürgerkrieg heraufzubeschwören. Der missglückten Invasion folgte 1420 in Evian der Friedensschluss. Bern und Witschard brachte er Geldzahlungen und die Rückerstattung der Besitzungen, Sitten erhielt die 1418 aus der Kathedrale geraubten Gegenstände zurück. Die Macht der Familie von Raron im Wallis blieb aber gebrochen.

Quellen und Literatur

  • E. Hauser, Gesch. der Frh. von Raron, 1916
  • A. Fibicher, Walliser Gesch. 2, 1987, 41-52
Weblinks

Zitiervorschlag

Werner Bellwald: "Raronhandel", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.01.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/017017/2012-01-18/, konsultiert am 16.04.2024.