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JohannesHeynlin

Anfangsworte des ersten Buches der Aeneis in der von Johannes Heynlin um 1470 in Paris gefertigten Abschrift der Werke Vergils (Universitätsbibliothek Basel, F III 3, 96r).
Anfangsworte des ersten Buches der Aeneis in der von Johannes Heynlin um 1470 in Paris gefertigten Abschrift der Werke Vergils (Universitätsbibliothek Basel, F III 3, 96r). […]

um 1428/1431 in Stein bei Pforzheim, 12.3.1496 Basel. Ab 1448 Studien mit Schwerpunkt Scholastik in Leipzig, Löwen und Paris. 1469 Rektor an der Universität Paris, 1472 Promotion. Johannes Heynlin war Aristoteliker und Vertreter eines gemässigten Realismus. Diesen führte er 1464 an der Universität Basel ein. In Paris war er Mitherausgeber des ersten in Frankreich gedruckten Buchs (Epistolae von Gasparino Barzizza) und tat sich so als Förderer des Humanismus hervor. 1474 folgte Heynlin seinem seelsorgerlichen Antrieb und wurde Volksprediger in Basel. 1476 bestellte ihn die Stadt Bern als Münsterprediger. Im selben Jahr berief ihn Tübingen ins Stadtpfarramt und engagierte ihn als Mitbegründer der Universität. Ab 1484 hatte Heynlin die Basler Münsterprädikatur inne. In Basel stand er in Kontakt mit der ersten Generation oberrheinischer Humanisten (Sebastian Brant, Johannes Geiler von Kaysersberg, Johannes Reuchlin, Jakob Wimpfeling) und war Mentor des Druckers Johannes Amerbach. Eine letzte Wendung in seinem von religiöser und wohl auch persönlicher Unrast gekennzeichneten Leben war Heynlins Eintritt in die Basler Kartause. Ihr schenkte er seine 283 Bände umfassende Bibliothek, die seine Vorliebe für die humanistische Schriftkultur offenbart. 1487/1492 schrieb Heynlin für die Landgeistlichen ein pastorales Kompendium, das Resolutorium dubiorum circa celebrationem missarum occurrentium, das in 44 Auflagen erschien. Er war ein beeindruckender Volksprediger, Seelsorger und Gelehrter, der zwischen Scholastik und Humanismus stand und sich dabei für eine humanistische Restauration der Scholastik einsetzte. Er gab sich auch den lateinischen Namen Johannes de Lapide.

Quellen und Literatur

  • Sieben Ablasspredigten 1476 in Bern, hg. von H. von Greyerz, 1934
  • Universitätsbibliothek Basel, Nachlass Johannes Heynlin (inklusive 5 Bde. Predigtkonzepte)
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Zitiervorschlag

Beat von Scarpatetti: "Heynlin, Johannes", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 11.01.2018. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/012709/2018-01-11/, konsultiert am 16.04.2024.