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Vinzenz BernhardTscharner

Titelseite des zweiten Teils seiner 1758 veröffentlichten Historie der Eidgenossen mit einem Exlibris (Schweizerische Nationalbibliothek).
Titelseite des zweiten Teils seiner 1758 veröffentlichten Historie der Eidgenossen mit einem Exlibris (Schweizerische Nationalbibliothek). […]

4.3.1728 Bern, 16.9.1778 Bern, reformiert, von Bern. Sohn des Emanuel (->). Bruder des Niklaus Emanuel (->). 1754 Maria Salome von Bonstetten, Tochter des Karl Emanuel von Bonstetten. Schwager des Karl Viktor von Bonstetten. Vinzenz Bernhard Tscharner wurde zusammen mit seinem Bruder Niklaus Emanuel von Johann Stapfer unterrichtet und nahm 1750-1751 an deren Bildungsreise nach Deutschland, den Niederlanden, England und Frankreich teil. Schon früh entwickelte Tscharner dichterische Neigungen, wovon seine Übertragungen von Albrecht von Hallers Gedicht "Die Alpen" und Teilen von Friedrich Gottlieb Klopstocks "Messias" ins Französische zeugen. Auch interessierte er sich für Geschichte und veröffentlichte 1756-1758 die dreibändige "Historie der Eidgenossen", die grosse Verbreitung fand. 1758 kaufte Tscharner das Gut Bellevue am Gurten und machte es zu einem international ausstrahlenden Treffpunkt der Aufklärer. Im gleichen Jahr initiierte er die Gründung der Typographischen Gesellschaft Bern und rief mit Fortunato Bartolomeo de Felice zwei europaweit beachtete wissenschaftliche Zeitschriften ins Leben. Tscharner war 1759 auch Gründungsmitglied der Ökonomischen Gesellschaft von Bern, der er mehrere Jahre als Sekretär diente, und gehörte zu den ersten Mitgliedern der Helvetischen Gesellschaft. Sein Interesse an der Landwirtschaft zeigte sich unter anderem in seinem Lehrgedicht über die Wässerung der Äcker. 1763 erhielt er von König Friedrich II. einen Ruf als preussischer Kulturminister, den er jedoch ablehnte. Er gelangte 1764 in den Berner Grossen Rat, verwaltete 1769-1775 die Landvogtei Aubonne und wurde später Mitglied des welschen Appellationsgerichts und des Geheimrats. 1778 zum Landvogt von Lugano bestimmt, trat er das Amt noch an, gab es aber aus gesundheitlichen Gründen kurz danach auf.

Quellen und Literatur

  • BBB, FamA
  • E. Stoye, Vincent Bernard de Tscharner, 1728-1778, 1954
  • N. Lieber et al., Les Tscharner de Berne, 2003, 600-604
  • A. Holenstein, «Vinzenz Bernhard Tscharners visionäres Programm für eine Oekonom. Ges. in Bern (1762)», in Kartoffeln, Klee und kluge Köpfe, hg. von M. Stuber et al., 2009, 75-78
  • S. Bösiger, «Aufklärung als Geschäft: Die Typograph. Ges. Bern», in BEZG 73, 2011, 3-46
Weblinks
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VIAF

Zitiervorschlag

Hans Braun: "Tscharner, Vinzenz Bernhard", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 28.11.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/012352/2012-11-28/, konsultiert am 29.03.2024.