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ElsbethStagel

Seite aus dem Schwesternbuch von Töss. Initiale, ausgeschmückt mit dem Bild der Schreiberin und Priorin Elsbeth Stagel am Schreibpult. Handschrift (28,6 x 19,8 cm), drittes Viertel 15. Jahrhundert (Stadtbibliothek im Bildungscampus Nürnberg, Cent V 10a, f. 3r).
Seite aus dem Schwesternbuch von Töss. Initiale, ausgeschmückt mit dem Bild der Schreiberin und Priorin Elsbeth Stagel am Schreibpult. Handschrift (28,6 x 19,8 cm), drittes Viertel 15. Jahrhundert (Stadtbibliothek im Bildungscampus Nürnberg, Cent V 10a, f. 3r).

um 1360 Töss, von Zürich. Tochter des Rudolf Stagel, Ratsherrn, und einer Margaretha. Elsbeth Stagel trat in jungen Jahren in das Dominikanerinnenkloster Töss bei Winterthur ein. Später stand sie dem Kloster als Priorin vor. In die Literaturgeschichte eingegangen ist sie durch die Vita des Konstanzer Dominikaners Heinrich Seuse, der Stagel als seine geistliche Tochter bezeichnete und der sie – als ihr Beichtvater – zur spirituellen Vervollkommnung anleitete. Inwieweit der Austausch zwischen ihm und Stagel auf einer realen Begegnung beruht, muss offen bleiben. Möglicherweise war er in der Zeit des päpstlichen Interdikts in nähere Beziehung zum Kloster Töss getreten, das eigentlich von den Zürcher Dominikanern seelsorgerisch betreut wurde. Dass Stagel, wie im Prolog der Vita angedeutet, diese selbst verfasst hat, wird von der neueren Forschung bestritten. Es ist aber denkbar, dass sie Anteil hatte am Briefbuch Seuses und an der deutschen Übersetzung von dessen Horologium sapientiae, dem Büchlein der ewigen Weisheit, das in einer frühen Handschrift aus Töss erstmals greifbar ist. Der Kodex gelangte 1378 als Geschenk des Luzerner Stadtschreibers Johannes Friker in den Besitz des Benediktinerinnenklosters St. Andreas in Engelberg. Er enthält am Schluss einen Eintrag von der Hand Stagels mit der Bitte, sie und ihre Familie in gutem Gedenken zu behalten. Im 33. Kapitel der Vita wird sie auch als Verfasserin des Schwesternbuchs von Töss aufgeführt, was zumindest für die aus dem 15. Jahrhundert erhaltenen Fassungen nicht zutreffen kann. Gestützt auf die Angaben in Seuses Vita, widmete Johannes Meyer Stagel in seiner Vorrede zum Schwesternbuch eine eigene Vita. Darin erscheint sie als Vorbild dominikanischer Regeltreue.

Quellen und Literatur

  • Weinhandl, MargareteHaas, Alois M. (Hg.): Deutsches Nonnenleben. Das Leben der Schwestern zu Töss und der Nonne von Engelthal. Büchlein von der Gnaden Überlast, 2004.
  • Verfasserlexikon. Die deutsche Literatur des Mittelalters, begründet von Wolfgang Stammler, fortgeführt von Karl Langosch, Bd. 9, 1995, S. 219-226.
  • Auty, Robert; Bretscher-Gisiger, Charlotte et al. (Hg.): Lexikon des Mittelalters, Bd. 8, 1997, S. 38-39.
  • Tobin, Frank J.: «Henry Suso and Elsbeth Stagel», in: Mooney, Catherine M. (Hg.): Gendered Voices. Medieval Saints and Their Interpreters, 1999, S. 118-135.
  • Die Dominikaner und Dominikanerinnen in der Schweiz, redigiert von Petra Zimmer unter Mitarbeit von Brigitte Degler-Spengler, 1999, S. 901-934, v.a. 911-914 (Helvetia Sacra, IV/5).
  • Oehninger, Robert Heinrich: Wir hatten eine selige Schwester. 33 Lebensberichte über Dominikanerinnen aus dem Kloster zu Töss bei Winterthur, 2 Bde., 2003.
Von der Redaktion ergänzt
  • Schweizerisches Nationalmuseum (Hg.): Nonnen. Starke Frauen im Mittelalter, 2020 (Ausstellungskatalog).
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Zitiervorschlag

Martina Wehrli-Johns: "Stagel, Elsbeth", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.04.2021. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/012309/2021-04-15/, konsultiert am 29.03.2024.