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TössKloster

Vogelschaubild des ehemaligen Klosters Töss. Zeichnung von Ludwig Schulthess, um 1837 (Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv).
Vogelschaubild des ehemaligen Klosters Töss. Zeichnung von Ludwig Schulthess, um 1837 (Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv). […]

Ehemaliges Dominikanerinnenkloster in der politischen Gemeinde Töss ZH. 1233 licentiam edificandi monasterium iuxta pontem Tusce in barrochia ecclesie. Patrozinium: Maria (vermutlich Verkündigung).

Stifter des Klosters war Graf Hartmann IV. von Kyburg. 1233 schenkte er einer Gemeinschaft frommer Frauen Hofstatt und Mühle bei der Tössbrücke. Im Dezember gleichen Jahres erfolgte die Bestätigung der Klostergründung durch den Konstanzer Bischof Heinrich von Tanne. 1235 bestätigte Papst Gregor IX. die Betreuung der Klostergemeinschaft durch das Predigerkloster Zürich. Töss befolgte die Augustinerregel und übernahm die Verfassung des Strassburger Frauenklosters St. Marx. 1245 wurde es in den Dominikanerorden inkorporiert und unterstand nun dem Provinzial der Ordensprovinz Teutonia. Visitation, Beichte und Sakramentenspende sollten die Dominikaner, die tägliche Seelsorge Kapläne übernehmen. Das Kloster wurde als eigener Pfarreibezirk aus der Pfarrei Oberwinterthur herausgelöst.

Spätmittelalterliches Wandgemälde im Kloster Töss. Nachzeichnung von Johann Konrad Werdmüller, um 1840 (Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv).
Spätmittelalterliches Wandgemälde im Kloster Töss. Nachzeichnung von Johann Konrad Werdmüller, um 1840 (Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv). […]

Stiftung und frühe Gütergeschichte werden neuerdings im Zusammenhang mit kyburgischer Territorial- und Sicherungspolitik, namentlich gegen die Grafen von Neu-Rapperswil, gesehen. Dem Kloster wurden um 1250 Güter aus dem Besitz von Kyburger Ministerialen übertragen; weitere Einkünfte flossen unter anderem aus Vergabungen von Angehörigen der Nonnen und von vermögenden Stadtbürgern. Mit dem wachsenden Vermögen konnten weitere Güter erworben werden. Das Kloster verfügte über Besitz und Einkünfte in rund 130 Ortschaften des Kantons Zürich sowie in den Städten Winterthur und Zürich. Schwerpunkte des Tösser Besitzes waren die benachbarte Region und Neunforn. 1265 erhielt Töss das Patronatsrecht der Kirche von Neunforn (1291 inkorporiert). 1344 folgten die Kirche Dättlikon und 1358 jene von Veltheim bei Winterthur; ab Beginn des 14. Jahrhunderts gehörte zudem das Niedergericht in Dättlikon dem Kloster. Bis 1416 verwalteten Laienbrüder aus dem Orden den Besitz, danach angesehene Laien. Bis 1264 stand Töss unter kyburgischer Herrschaft, 1264-1424 und 1442-1452 war es habsburgisch, 1424 kam es vorübergehend (bis 1442) und 1452 endgültig an die Stadt Zürich.

Im 14. Jahrhundert lebten zeitweilig rund 100 Nonnen im Kloster. Unter ihnen figurierten zahlreiche Frauen aus landesherrlichen Beamtenfamilien, aber auch Prinzessin Elisabeth von Ungarn. Das Kloster öffnete sich vor allem in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts dem mystischen Gedankengut. Die Tösser Nonne Elsbeth Stagel verfasste geistliche Schriften und vielleicht einen Teil des «Schwesternbuchs von Töss». Trotz Reformbemühungen änderte sich Ende 15. Jahrhundert das Regelverständnis. Die Aufhebung des Klosters war ein Prozess, der schon 1523 mit dem ersten Austritt von Frauen begann und 1525 mit der Abschaffung der Messe im Kloster seinen Abschluss fand; im gleichen Jahr bedrohte eine Bauernversammlung das Kloster, die Klostergüter wurden verstaatlicht und daraus das Amt Töss geschaffen. Ein auf sechs Jahre gewählter Amtmann verwaltete die Güter. Die Einkünfte kamen hauptsächlich karitativen Werken zugute. Auch wurde damit die 1606 gegründete Schule unterstützt und die Pfarrbesoldung übernommen. Im 19. Jahrhundert veräusserte die Regierung den Klosterbesitz.

1240 weihte der Bischof von Konstanz eine bescheidene Kirche, 1268 der Gelehrte Albertus Magnus einige Altäre. Die Weihe von Hauptaltar und zwei Nebenaltären 1325 bildete vermutlich den Abschluss eines Neubaus. Der Klostertrakt wurde 1238-1271 errichtet. Zwischen 1468 und 1491 erfolgten der Ausbau des Kreuzgangs und dessen reichhaltige Ausmalung, 1613 die Restaurierung der Gemälde. Rechtzeitig vor dem Abbruch des Kreuzgangs 1851 wurden die Bilder kopiert. Nach der Reformation dienten Teile der Kirche der Pfarrei, andere wurden einer profanen Nutzung zugeführt. Von 1854 bis zu ihrem Abbruch 1916 wurde die Kirche von der Firma Rieter als Fabrikgebäude genutzt.

Quellen und Literatur

  • Kdm ZH 6, 1952
  • M.-C. Däniker-Gysin, Gesch. des Dominikanerinnenklosters Töss (Kloster), 1957
  • E. Eugster, Adlige Territorialpolitik in der Ostschweiz, 1991
  • HS IV/5, 901-934
  • R.H. Oehninger, Wir hatten eine selige Schwester..., 2 Bde., 2003
  • C. Folini, Katharinental und Töss (Kloster), 2007
  • S. Volkart, Bilderwelt des SpätMA, 2011
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Alfred Häberle: "Töss (Kloster)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.12.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011878/2013-12-18/, konsultiert am 29.03.2024.