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Karl Viktor vonBonstetten

3.9.1745 Bern, 3.2.1832 Genf, Valeyres-sous-Rances, reformiert, von Bern. Sohn des Karl Emmanuel (->). Marianne Salome von Wattenwyl, Tochter des Gabriel. Karl Viktor von Bonstetten, dessen Familienzweig de Valeyres zubenannt war, erwarb sich während seiner Jugendjahre in Yverdon eine weitgehend autodidaktische Bildung. 1763-1766 weilte er zur Ausbildung in Genf, wo Charles Bonnet seine philosophische Begabung erkannte und den Jüngling in die art d'observer soi-même einführte. Studienaufenthalte in Leiden (1768-1769), in Cambridge bei Thomas Gray (1769-1770) und in Paris sowie eine brieflich reich dokumentierte Reise durch Italien (1773-1774) öffneten den europäischen Horizont, in dem sich von Bonstettens gesellschaftliche und literarische Wirkung fortan entfaltete. Sein «esprit européen» (Charles-Augustin Sainte-Beuve) vertrug sich schlecht mit der vorgezeichneten politischen Laufbahn. Ab 1775 Mitglied des Grossen Rats von Bern, zog er durch seine der Aufklärung verpflichteten Reformideen, sein Eintreten gegen Geheimpolitik und für die Pressefreiheit sowie durch sein gelegentlich eigenmächtiges Agieren das Misstrauen der reaktionären Partei auf sich. In Nyon erwarb er sich 1787-1793 das Ansehen des «besten bernischen Landvogts» (Carl Hilty). Die Emigrationsjahre in Dänemark (1798-1801), dessen Staatsbürgerschaft  von Bonstetten durch königliches Patent 1798 erhielt, brachten die Befreiung zum Schriftsteller, vorerst in deutscher, nach der Festsetzung in Genf 1803 als Mitglied der Groupe de Coppet in französischer Sprache. Sein literarisches, gebildete Leser ansprechendes Werk entspringt einer hohen Kultur der Konversation und greift in den weiten interdisziplinären Bereich damaliger Philosophie aus. Am unmittelbarsten kommen von Bonstettens Aura, seine Konversationskunst und seine weltweiten persönlichen Beziehungen im Briefwechsel zum Ausdruck, dessen wissenschaftliche Publikation im Gange ist.

Quellen und Literatur

  • Bonstettiana, hg. von D. und P. Walser-Wilhelm, 1996-
  • Schriften, hg. von D. und P. Walser-Wilhelm, 1997-
  • Bonstetten-Archiv, Dietikon
  • Nachlässe in: BBB, SLA
  • M.-L. Herking, Charles-Victor de Bonstetten, 1921
  • Actualité de Bonstetten, 1983
  • Italiam! Italiam!, ein neuentdeckter Karl Viktor von Bonstetten, hg. von D. und P. Walser-Wilhelm, 1995
  • S. Howald, Aufbruch nach Europa, 1997, (mit Werkverz.)
Weblinks
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VIAF
Kurzinformationen
Familiäre Zugehörigkeit
Lebensdaten ∗︎ 3.9.1745 ✝︎ 3.2.1832

Zitiervorschlag

HLS DHS DSS: "Bonstetten, Karl Viktor von", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 11.08.2004. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011586/2004-08-11/, konsultiert am 28.03.2024.