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ClaraRagaz

Clara Ragaz zusammen mit ihrem Ehemann Leonhard Ragaz am Friedenskongress im dänischen Nyborg. Anonyme Fotografie, Juli 1923 (Schweizerisches Sozialarchiv, Zürich, Dokumentation Leonhard Ragaz, F 5160-Fb-049).
Clara Ragaz zusammen mit ihrem Ehemann Leonhard Ragaz am Friedenskongress im dänischen Nyborg. Anonyme Fotografie, Juli 1923 (Schweizerisches Sozialarchiv, Zürich, Dokumentation Leonhard Ragaz, F 5160-Fb-049).

30.3.1874 Chur, 7.10.1957 Zürich, reformiert, von Chur und Davos. Tochter des Johann Josua Nadig, Gerichtsschreibers, und der Christina geborene Plattner. Schwester der Eva Nadig, Lehrerin. 1901 Leonhard Ragaz, Theologe. Nach dem Abschluss des Lehrerseminars in Aarau 1892 arbeitete Clara Nadig als Hauslehrerin in England, Frankreich und im Engadin, anschliessend als Lehrerin in Zürich. 1913 trat sie, kurz vor ihrem Mann, in die Sozialdemokratische Partei (SP) ein, doch gemeinsam gaben sie Ende 1935 nach der Zustimmung der Partei zur militärischen Landesverteidigung den Austritt. Als legitim erachtete sie hingegen einen bewaffneten Widerstand zur Verteidigung von Freiheit und Demokratie (z.B. im Spanischen Bürgerkrieg). Ragaz gehörte 1902 zu den Gründerinnen des Schweizerischen Bundes abstinenter Frauen (Abstinenzbewegung) in Basel, und nachdem sie 1907 der Union für Frauenbestrebungen beigetreten war, engagierte sie sich 1908-1915 in der Sozialen Käuferliga. 1909 leitete sie die Schweizerische Heimarbeitsausstellung in Zürich. Neben ihrem sozialen Engagement für die Arbeiterinnen in Aussersihl und als Dozentin an der Sozialen Frauenschule leitete Ragaz 1929-1946 als Vizepräsidentin die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit, deren Schweizer Sektion sie 1915 mitgegründet hatte und bis 1946 präsidierte. Clara Ragaz zählt zu den bedeutendsten Schweizer Pazifistinnen und Feministinnen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das Gebot christlicher Ethik bedeutete für sie Engagement für eine gerechte Gesellschaft, für den Frieden und für das Recht der Frauen auf politische Partizipation (Frauenstimmrecht). Letztere begründete sie damit, dass Frauen von ihrem biologischen Geschlecht her sanft und hingebungsvoll seien, was sie für den Kampf gegen Krieg und soziale Ungerechtigkeit prädestiniere.

Quellen und Literatur

  • Ragaz, Clara: Die Frau und der Friede. Vortrag, gehalten an der Generalversammlung des Schweiz. Verbandes für Frauenstimmrecht am 15. Mai 1915 in Biel, 1915.
  • Wohlgemuth, Isabella: Clara Ragaz-Nadig (1874-1957) und der feministische Pazifismus (1915-1946), Lizentiatsarbeit, Universität Zürich, 1991.
  • Stamm, Lisa: Clara Ragaz-Nadig (1874-1957). Biographie und Ausschnitte aus ihrem Wirken. Rückblick in unbekannte Anfänge Sozialer Arbeit in der Schweiz, 1996.
  • Weinhandl, Trudi: Clara Ragaz-Nadig (1874-1957). Feministin, Pazifistin, Sozialistin, 1998 (20002).
  • Aerne, Peter: Religiöse Sozialisten, Jungreformierte und Feldprediger. Konfrontationen im Schweizer Protestantismus 1920-1950, 2006.
  • Spieler, Willy; Brassel, Ruedi; Howald, Stefan: Für die Freiheit des Wortes. Neue Wege durch ein Jahrhundert im Spiegel der Zeitschrift des religiösen Sozialismus, 2009, S. 219-220.
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Kurzinformationen
Variante(n)
Clara Nadig (Taufname)
Clara Ragaz-Nadig (Ehename)
Lebensdaten ∗︎ 30.3.1874 ✝︎ 7.10.1957

Zitiervorschlag

Brigitte Studer: "Ragaz, Clara", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 16.02.2021. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010792/2021-02-16/, konsultiert am 28.03.2024.