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Johann JakobBreitinger

Porträt des Theologen, gemalt von Samuel Hofmann, um 1635 (Historisches Museum Thurgau, Frauenfeld).
Porträt des Theologen, gemalt von Samuel Hofmann, um 1635 (Historisches Museum Thurgau, Frauenfeld).

19.4.1575 Zürich, 1.4.1645 Zürich, ref., von Zürich. Sohn des Rudolf, Gerbers und Mitglieds des Gr. Rats, und der Anna Brunner. 1597 Regula Thomann, Tochter des Heinrich, Webers und Ratsherrn; die Ehe blieb kinderlos. B. studierte 1593-96 in Herborn, Marburg, Franeker, Heidelberg und Basel. 1597-1605 war er Pfarrer in Zumikon und Albisrieden, danach in Zürich Prof. für Logik und Rhetorik am Collegium humanitatis. 1611 wurde er zum Pfarrer zu St. Peter gewählt. 1613 ernannte ihn der Gr. Rat zum ersten Pfarrer am Grossmünster und damit gleichzeitig zum Antistes. B. nützte diese Stellung bis zu seinem Tode so intensiv aus wie vor ihm nur Zwingli und Bullinger. Theologisch stand er auf dem Boden der strengen Prädestinationslehre; als wichtigster Vertreter der ref. eidg. Orte nahm er auf der Dordrechter Synode (1618-19) gegen die Arminianer Stellung. B.s Stärke war jedoch die pastorale, kirchenorganisatorische und polit. Tätigkeit. Aus puritan. Rigorismus forderte er 1624 mit Erfolg das Verbot aller Formen des Theaters. Die kirchl. Feiertage wurden 1619 auf Weihnacht, Ostern und Pfingsten reduziert; dafür fanden in unregelmässigen Abständen Buss- und Bettage statt. B. sorgte für die Aus- und Weiterbildung der Pfarrer sowie für eine strenge Kontrolle ihrer Amtsführung. Zur Förderung der Bildung der Landbevölkerung verfasste er 1637 eine Landschulordnung. Politisch verstand B. Zürich als ref. Bollwerk gegen die gegenreformator.-habsburg. Gefahr. Er setzte sich für die Modernisierung des Zürcher Wehrwesens und den Bau einer modernen Stadtbefestigung ein. Enge Beziehungen unterhielt er zu Mittelsmännern Kg. Gustav Adolfs von Schweden; ob er bereit gewesen wäre, die Neutralität zugunsten eines Bündnisses mit Schweden zu opfern, ist umstritten. Unter B. gelangten die Wesenszüge der zwinglian.-calvinist. Zürcher Kirche zu vollster Ausprägung. Er selbst verband in seiner Person ideolog. Entschlossenheit, oft brüskierende Impulsivität, strenge Selbstdisziplin und das Bedürfnis nach kollektiver Disziplinierung mit persönl. Mitmenschlichkeit, Hilfsbereitschaft und Humor.

Quellen und Literatur

  • Miscellanea Tigurina, hg. von J.J. Ulrich, 3 Bde., 1722-24, (Teilausg.)
  • Nachlässe in: KBSG, StAZ, ZBZ
  • H.R. von Grebel, Antistes Johann Jakob B. 1575-1645, 1964
  • T. Brunnschweiler, Johann Jakob B.s "Bedencken von Comoedien oder Spilen", 1989
  • J.P. Bodmer, «Das Studentenstammbuch von Johann Jakob B.», in Zwingliana 18, 1989/91, 213-233
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF

Zitiervorschlag

Helmut Meyer: "Breitinger, Johann Jakob", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.12.2002. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010449/2002-12-18/, konsultiert am 16.04.2024.