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EmilioMotta

Fotografie, um 1885 (Archivio di Stato del Cantone Ticino, Bellinzona).
Fotografie, um 1885 (Archivio di Stato del Cantone Ticino, Bellinzona). […]

24.10.1855 Bellinzona, 18.11.1920 Roveredo (GR), von Airolo, ab 1896 auch ital. Staatsangehöriger. Sohn des Cristoforo (->). Neffe von Valentino Alessandro Balli. 1888 Anna Mariano, Tochter eines Hoteliers aus Novara. M. wurde im Alter von 12 Jahren Waise und wuchs bei seinem Onkel Giacomo Balli in Locarno auf. Nach dem Gymnasium in Solothurn studierte er 1872-75 am Zürcher Polytechnikum Maschineningenieur, schloss die Ausbildung aber nicht ab. Während dieser Zeit lernte er Jakob Kaiser, Georg Ferdinand Rettig und Theodor von Liebenau kennen und befasste sich anschliessend im Selbststudium mit Geschichte. 1875 war er Redaktor der Studentenzeitschrift "La Palestra", die radikalem Gedankengut verpflichtet war. 1876 trat er dem liberalen Volksverein von Locarno bei. 1877 begann er, hist. Forschungen in Archiven zu betreiben und verfasste zahlreiche gut dokumentierte Studien, die bis 1890 oft antiklerikale Kommentare enthielten. 1877 trat er der Allgemeinen Geschichtforschenden Gesellschaft der Schweiz bei, 1879 den hist. Gesellschaften von Como und der Lombardei. 1879 gründete er das "Bollettino storico della Svizzera italiana". 1884 beauftragte ihn der Bundesrat, Dokumente aus dem Geheimarchiv des Vatikans zu bearbeiten. M. musste das Mandat niederlegen, weil ihm der Zugang zu den Quellen verwehrt wurde, was in der Schweiz eine heftige Polemik auslöste. 1889 wurde er Bibliothekar der Fam. Trivulzio in Mailand. Er spielte 1898 eine massgebl. Rolle bei der Zentenarfeier der Unabhängigkeit des Kt. Tessin und förderte die Stiftung der hist. Museen von Locarno und Lugano. 1902 beauftragte ihn der Kt. Graubünden mit der Neuordnung der Archive des Misox und des Calancatals. 1909 nahm er Einsitz in die Tessiner Kommission für Denkmalpflege. Hist. Synthesen verfasste M. kaum, er war aber ein kultivierter Sammler und Herausgeber von Quellen, der für die Tessiner Geschichtsschreibung grosse Bedeutung hatte.

Quellen und Literatur

  • Bibliografia storica ticinese, 1879
  • Nel primo centenario della indipendenza del Ticino, 1898
  • Archiv des Misox, Museo moesano, San Vittore
  • R. Huber, Emilio M., 1992, (mit Bibl.)
  • R. Broggini, «Emilio M. "svizzero-italiano"», in Archivio storico lombardo, 1994, 499-525
Weblinks
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Kurzinformationen
Familiäre Zugehörigkeit
Lebensdaten ∗︎ 24.10.1855 ✝︎ 18.11.1920

Zitiervorschlag

Rodolfo Huber: "Motta, Emilio", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.05.2008, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010142/2008-05-23/, konsultiert am 28.03.2024.