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Viamala

"Das verlorene Loch von Thusis aus gesehen". Mit Gouache kolorierter Umrissstich von Johann Ludwig Bleuler, um 1823 (Rätisches Museum, Chur).
"Das verlorene Loch von Thusis aus gesehen". Mit Gouache kolorierter Umrissstich von Johann Ludwig Bleuler, um 1823 (Rätisches Museum, Chur). […]

Schlucht des Hinterrheins zwischen Domleschg und Schams. 1219 Via mala (böser Weg), romanisch Veias malas.

Urgeschichtliche Funde in der Umgebung legen eine frühe Be- oder Umgehung der Viamala nahe, die das bedeutendste Hindernis an der Nordrampe des Splügenpasses und des San Bernardino bildete. Während die anfängliche Umgehung des Viamala-Kessels auf halber Höhe über Acla sut wahrscheinlich ist, scheint er von der spätrömischen Zeit an mittels Halbgalerien und Stegen durchquert worden zu sein. Die früher postulierten Umgehungen auf über 2000 m Höhe gelten heute als unwahrscheinlich; der Wildbach Nolla dürfte auch nicht bei Thusis, sondern in Richtung Masein oder Urmein überquert worden sein. Der südliche Zugang erfolgte über Reischen. Der Friedensvertrag zwischen Schams und Chiavenna von 1219 garantierte die Sicherheit der italienischen Kaufleute, die durch die Viamala zogen. Er nennt die Kapelle St. Ambriesch am südlichen Ende der Schlucht. 1420 und 1692 wird ein rechtsrheinischer Ausgang erwähnt, der an der Kapelle St. Albin und der Wehranlage Hohenrätien vorbei Sils im Domleschg erreicht. 1473 beschlossen Thusis, Masein, Cazis und Graf Jörg von Werdenberg-Sargans mit Hilfe von Schams, Rheinwald, Chiavenna und Misox "die richsstrass und den weg entzwüschend Tussis und Schams, So man nempt Fyamala zu howen, uffzuorichten und ze machen". Der Viamala-Brief bestätigte auch die Rechte der Porten, der lokalen Genossenschaften von Säumerbauern. Nach diesem Ausbau gehörten Splügen und San Bernardino zu den wichtigsten Alpenpässen. 1738/1739 verlagerten zwei Brücken den Weg auf die rechte Seite des Viamala-Kessels. Die erste durchgehend befahrbare Strasse, die südlich von Thusis neu durchs "Verlorene Loch" führte, wurde 1818-1823 angelegt. Die ab 1958 etappenweise gebaute A13 beschreibt eine neue Linienführung, die den Viamala-Kessel seit 1967 in einem Tunnel umgeht. Die 1903 erstellte Treppe ermöglicht den Abstieg in die durch Literatur und Film populär gewordene Schlucht.

Quellen und Literatur

  • C. Simonett, «Die Viamala», in BM 1954, 209-232, 425-428
  • A. Planta, Verkehrswege im alten Rätien 4, 1990, 159-221
Weblinks
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Zitiervorschlag

Jürg Simonett: "Viamala", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 25.02.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008993/2013-02-25/, konsultiert am 28.03.2024.