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Uetliberg

Der Uetliberg mit einer Höhe von 870 m ist der Hausberg der Stadt Zürich. Er bildet bei der Waldegg das nördliche Ende der Albiskette, die zwischen der Reuss und der Sihl parallel zum Zürichsee verläuft.

Von der Ur- und Frühgeschichte bis zur frühen Neuzeit

Erste archäologische Funde, unter anderem Mauerreste (möglicherweise einer Steinburg aus dem 10. Jahrhundert oder der Uetliburg, um ca. 1100) und Ofenkacheln (wohl mittelalterliche Röhrenkacheln), wurden 1836 und 1839 beim Bau des ersten Gasthauses auf dem Uetliberg freigelegt. Ferdinand Keller entwickelte 1869 in den "Helvetischen Denkmälern" die Idee von Wall-Graben-Systemen auf dem Uetliberg. 1874 kamen oberhalb der Bergstation der Uetlibergbahn Plattengräber zum Vorschein. Walter Drack entdeckte 1974 am Nordwestabhang ein über 900 m langes Vorwallsystem (C-14-Datierung 790-400 v.Chr.). Im Auftrag der Stiftung für die Erforschung des Uetlibergs untersuchte Drack ab 1979 den Grabhügel auf dem Sonnenbühl (wohl um 450 v.Chr.) und leitete bis 1986 die Ausgrabungen auf Uto Kulm. Der Neubau des Aussichtsturms und Umbauten des Hotels lösten 1989 bzw. 2003 weitere Notgrabungen aus.

Erste menschliche Präsenz ist für die späte Jungsteinzeit (4.-3. Jt. v.Chr.) sowie die frühe und mittlere Bronzezeit (2. Jt. v.Chr.) belegt. Ab der Spätbronzezeit (ca. 1100 v.Chr.) war der Uetliberg periodisch besiedelt. Am Übergang von der Hallstatt- zur Latènezeit (ca. 450 v.Chr.) wird aufgrund der Funde eines Hügelgrabs, goldener Scheibenfibeln und griechischer Importkeramik ein keltischer Fürstensitz angenommen. Eine Besiedlung ist für die Spätlatènezeit im 1. Jahrhundert v.Chr. und für die römische Zeit (mit Unterbrechungen) durch Funde bezeugt. Archäologische Nachweise für die vermutete frühmittelalterliche Herzogsburg fehlen. Eine wohl nie fertiggestellte Steinburg, deren Reste aus dem 10. Jahrhundert datieren, ist womöglich dem Umfeld der Königsfamilie von Hochburgund zuzuordnen. Ab ca. 1100 befand sich an deren Stelle die Uetliburg, die im Besitz der Freiherren von Regensberg stand. Nach chronikalischer Überlieferung soll sie während der sogenannten Regensberger Fehde 1267-1268 zerstört worden sein. 1622-1812 unterhielt Zürich auf dem Uetliberg eine Hochwacht.

19. und 20. Jahrhundert

Im zugehörigen Wachthaus liess Hans Conrad Escher von der Linth nach einem Umbau 1815 ein Atelier für Kartografen und Panoramazeichner sowie eine Gaststätte einrichten. 1838 verkaufte der Kanton Zürich das ehemalige Wachthaus an Friedrich Beyel, der auf Uto Kulm an dessen Stelle ein Gast- und Kurhaus errichtete. Von seinen Erben ging der Gastbetrieb 1873 an den Zürcher Investor Kaspar Fürst, Promotor der 1875 eröffneten Uetlibergbahn (1922 elektrifiziert) und Erbauer des Hotelkomplexes Uetliberg (Abbruch 1943). Nach einem 1878 durch Brandstiftung verursachten Grossbrand erfolgte 1879 der Wiederaufbau des Hotels Uto Kulm. 1894 entstand der Aussichtsturm, der 1990 durch einen neuen ersetzt wurde. 1953 bzw. 1968 wurden die Fernsehtürme gebaut. 1983 fand der Uetliberg Aufnahme im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung. Seit 2004 setzt sich der Verein Pro Uetliberg für eine schonende Nutzung des Uetlibergs ein. Als Teil der Westumfahrung von Zürich wurde 2009 der Uetlibergtunnel zur Verknüpfung der Autobahnen A3 und A4 eröffnet.

Quellen und Literatur

  • W. Drack et al., Der Üetliberg, 1984
  • I. Bauer et al., Üetliberg, Uto-Kulm: Ausgrabungen 1980-1989, 2 Bde., 1991
  • B.M. Seidel, Üetliberg hell?, Liz. Zürich, 1996
  • F. Müller, G. Lüscher, Die Kelten in der Schweiz, 2004
  • M. Böhni, Üetliberg, 2006
  • S. Schneiter, Der Uetliberg, 2011.
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Andreas Zürcher; Martin Illi: "Uetliberg", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 13.11.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008789/2013-11-13/, konsultiert am 29.03.2024.