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Waldstätten

Helvetischer Kanton, im Mai und Juni 1798 auf Anregung von Peter Ochs und Anordnung des französischen Kommissärs Jean-Jacques Rapinat aus den militärisch unterworfenen Urschweizer Kantonen Uri (mit Ursern), Schwyz (ohne March und Höfe, mit Gersau), Obwalden, Nidwalden (mit Engelberg) sowie Zug gebildet, um die Stimmkraft der helvetikfeindlichen Kantone im helvetischen Parlament zu schwächen. 1798 67'558 Einwohner. Der Kanton war in die Distrikte Altdorf, Andermatt, Schwyz, Arth, Einsiedeln, Sarnen, Stans und Zug unterteilt, Hauptort war bis Anfang Mai 1799 Schwyz, danach Zug. Die wichtigsten Ämter wurden gleichmässig unter den vergeblich gegen den Zusammenschluss protestierenden Kantonen aufgeteilt. Der Aufbau des Kantons, der vier der ärmsten alteidgenössischen Orte vereinigte, folgte der helvetischen Verwaltungsorganisation, wobei leitende Positionen oft von Vertretern der alten Elite eingenommen wurden. Erster Regierungsstatthalter wurde der Stanser Melchior Joseph Alois von Matt. Ihm folgte nach dem Staatsstreich vom Januar 1800 der Küssnachter Franz Josef Ignaz Trutmann.

Der neue Kanton war ein Zentrum des Widerstands gegen die Helvetische Republik, die sich dort nur in Ansätzen etablieren konnte. Die von den Behörden geforderte Leistung des Bürgereids im Spätsommer 1798 löste im Distrikt Schwyz und besonders in Nidwalden (Distrikt Stans) Unruhen aus. Dort eskalierten diese im September zum Aufstand gegen die Helvetische Republik, den französische Truppen niederschlugen (Nidwaldner Schreckenstage). Die Zwangsaushebungen für die helvetische Armee Ende 1798 führten in Schwyz und Menzingen zu neuem Aufruhr; französische und helvetische Truppen unterdrückten den im April 1799 im sogenannten Hirthemmlikrieg kulminierenden Widerstand. Im gleichzeitig ausbrechenden Zweiten Koalitionskrieg wurde der Kanton Waldstätten zum Kriegsschauplatz und von den wechselnden Besatzungstruppen ausgeplündert. Die helvetischen Behörden wurden nach dem Rückzug der Franzosen vertrieben und nach der französischen Rückeroberung des Kantons wieder eingesetzt. Eine vom helvetischen Regierungskommissär Heinrich Zschokke organisierte Hilfsaktion linderte die grösste Not. Nach dem dritten Staatsstreich lösten die Föderalisten den Kanton Waldstätten im November 1801 auf und stellten die alten Kantone wieder her.

Quellen und Literatur

  • StAZG, Waldstätterarchiv
  • W. Arnold, Uri und Ursern z.Z. der Helvetik, 1798-1803, 1985
  • A. Gerig, «Herrschaft im Alltag. Das Alte Land Schwyz z.Z. der Helvetik», in MHVS 90, 1998, 95-168
  • L. Vogel, Gegen Herren, Ketzer und Franzosen: der Menzinger "Hirtenhemmli"-Aufstand vom April 1799, 2004
  • E. Godel, Die Zentralschweiz in der Helvetik (1798-1803), 2009

Zitiervorschlag

Renato Morosoli: "Waldstätten", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 13.08.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008639/2013-08-13/, konsultiert am 29.03.2024.