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Tänikon

Das Zisterzienserinnenkloster von Süden. Grau lavierte Federzeichnung, Ende 18. Jahrhundert (Zentralbibliothek Zürich, eingeklebt im Sammelband Ms. W 66, S. 659)
Das Zisterzienserinnenkloster von Süden. Grau lavierte Federzeichnung, Ende 18. Jahrhundert (Zentralbibliothek Zürich, eingeklebt im Sammelband Ms. W 66, S. 659) […]

Ehemaliges Zisterzienserinnenkloster zwischen Ettenhausen und Guntershausen bei Aadorf TG. 789 Tanninchova.

Tänikon war 789 Gerichtsstätte. 817 übertrug Kaiser Ludwig der Fromme bisher den Thurgauer Grafen verliehene Güter, darunter Tänikon, dem Kloster St. Gallen. Schon vor 1249 sollen Schwestern bei Tänikon gelebt haben. Um 1257 übernahm das Kloster Tänikon die Kapelle St. Anna nach deren Loslösung von Elgg, und Eberhard II. sowie Eberhard III. von Bichelsee ermöglichten durch Donationen die Aufnahme in den Zisterzienserorden. Aber noch 1263 bat Papst Urban IV. den Abt von Kappel, die Aufnahme von Tänikon zu vollziehen. 1268-1491 lebten hier auch Konversen, die ab 1450 sukzessive durch weltliche Diensten ersetzt wurden. 1415 stifteten die von Hohenlandenberg und von Gachnang für die Kapelle eine Pfarrpfründe, deren Kollatur das Kloster im 16. Jahrhundert erwarb. Um 1520 besass es Grundbesitz und Rechte unter anderem in Aadorf, Bichelsee, Elgg, Ellikon, Ettenhausen, Gerlikon, Guntershausen, Hagenbuch, Krillberg, Lommis, Niederwil, Stettfurt, Tannegg und Tuttwil. Das dem Kloster gehörende Gericht Tänikon, das bis 1798 bestand, umfasste Aadorf, Ettenhausen und Guntershausen (Offnungen 1469, 1482 und 1512). 1508 liess Äbtissin Anna Welter von Blidegg ein neues Refektorium errichten. Während der Reformation verliessen schon 1523 mehrere Nonnen das Kloster. Als der Rat von Zürich 1525 die Visitation übernahm, bestand der Konvent noch aus 13 Nonnen. 1532 ging die Äbtissin in Pension, einzelne Frauen blieben. 1548 wurde Sophia vom Grüth als Schaffnerin, 1550 als Äbtissin eingesetzt. Visitator war der Abt von Wettingen. Mit Beistand der katholischen Orte wurde Tänikon ein Zentrum der Rekatholisierung und 1606 wurde die strenge Klausur eingeführt. Im 17. Jahrhundert errichtete der Konvent neue Bauten, so 1616 das Prälaten-, 1678 das Äbtissinnenhaus. 1798 wurde Tänikon dem Nationalvermögen zugeschlagen. Ab 1804 konnte das Kloster praktisch keine Novizinnen mehr annehmen. Die thurgauische Verfassung von 1831 stellte das Klostervermögen unter Staatskontrolle. 1836 wurde ein Verwalter eingesetzt und im gleichen Jahr begann der Kanton, den Besitz zu veräussern. 1848 hob der thurgauische Grosse Rat das Kloster auf. 1850 verkaufte der Kanton Thurgau Gut und Klostergebäude der Familie von Planta und die Kirche der Kirchgemeinde Tänikon. Der Konvent zog 1853 ins ehemalige Kapuzinerkloster Frauenfeld, das er 1862-1869 besass. 1869 schloss er sich den in Mariastern-Gwiggen (Vorarlberg) lebenden Nonnen von Feldbach und Kalchrain an. 1936 erwarb Otto Zuber das Gut. 1969 wurde es von der neuen Eidgenössischen Forschungsanstalt für Betriebswirtschaft und Landtechnik (seit 2006 Agroscope Reckenholz-Tänikon) übernommen.

Quellen und Literatur

  • StATG, KlosterA
  • J.R. Rahn, J. Nater, Das ehem. Frauenkloster Tänikon, 1906
  • Kdm TG 1, 1950, 349-424
  • HS III/3, 917-950
  • H.R. Sennhauser, Zisterzienserbauten in der Schweiz 1, 1990, 299-313
  • H. Zehnder, Tänikon, 1992
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Erich Trösch: "Tänikon", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.12.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008160/2013-12-03/, konsultiert am 16.04.2024.