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DomleschgTal

Talschaft und Kreis im Bezirk Hinterrhein GR. Im geografischen und politischen Sinne nur die rechte Talseite des Hinterrheins zwischen Viamala im Süden, Stätzerhornkette und Schin im Osten sowie der Talenge unterhalb von Rothenbrunnen im Norden. Bis in die frühe Neuzeit zählte man oft auch das Gebiet links des Hinterrheins mit Thusis, Cazis und dem Heinzenberg zum Domleschg. Umgangssprachlich wird ebenfalls nicht immer zwischen linker und rechter Talseite unterschieden. Ersterwähnung um 840 Tumilasca, romanisch Tumleastga.

Einzelfunde aus der Steinzeit und Siedlungsfunde aus der Bronzezeit deuten auf eine frühe Bewirtschaftung der Tiefenterrasse über dem Hinterrhein hin. Die vielen römischen Münzfunde erklären sich eventuell mit der rechtsrheinischen Transitroute über Splügen- und San Bernardinopass. Vom Hochmittelalter an lassen sich mit dem inneren und äusseren Domleschg zwei Herrschaftsbereiche unterscheiden, die vom Riedbach geschieden wurden. Im inneren Domleschg gelang dem Bischof von Chur die Errichtung einer Grundherrschaft mit der Grossburg in Fürstenau (Stadtrecht 1354) als Zentrum. 1456 kam das zwischen Rhein und Albula liegende Sils vom Schams zum Domleschg. Zentrum des äusseren Domleschg war das Schloss Ortenstein, Besitz der Herren von Vaz, dann der Grafen von Werdenberg-Sargans, die die bischöflichen Ansprüche 1472 endgültig abwehren konnten. Die Kirchenburg St. Lorenz (erwähnt 1237) bei Paspels war die Hauptkirche des äusseren, eventuell auch des inneren Domleschg. Zur Reformation traten noch vor 1530 Scharans, Fürstenau und Sils im Domleschg über, erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts die Berggemeinden Feldis/Veulden, Scheid und Trans, dann Rothenbrunnen und Dusch (Paspels) sowie Teile von Almens (mit Pratval) und Rodels. Tumegl/Tomils und Paspels verblieben beim alten Glauben. Innerhalb des Gotteshausbundes bildeten alle diese Nachbarschaften das Hochgericht Domleschg. Der innere Teil, das Gericht Fürstenau, kaufte die Herrschaftsrechte 1527 aus, der äussere Teil, das Gericht Ortenstein, um 1709. Der Tomilserhandel von 1766 führte 1788 zur Teilung des Gerichts Ortenstein in die Halbgerichte im Boden und im Berg. Seit 1851 sind die beiden Gerichte im Kreis Domleschg vereinigt.

Viehwirtschaft und – auch in den Berggemeinden – Ackerbau erlaubten einen sehr hohen Selbstversorgungsgrad. Das Obst der Talgemeinden wurde auch exportiert. Bescheidenen Anteil am Alpentransit hatte das Domleschg mit der Route über Rothenbrunnen nach Fürstenaubruck, wo sich der Weg in Richtung Viamala bzw. Schin verzweigte. Die Fahrstrasse Rothenbrunnen-Sils wurde 1895-1897 erbaut, diejenigen zu den Bergsiedlungen Scheid, Feldis/Veulden und Trans folgten nach 1900. Die landwirtschaftliche Prägung blieb im 20. Jahrhundert weiterhin bestehen. Zusätzliche Erwerbsmöglichkeiten boten eine Wolldeckenfabrik (bis 1987) und die Elektrizitätswerke in Sils im Domleschg, zahlreiche Heime sowie, vor allem in Feldis/Veulden, etwas Tourismus.

Quellen und Literatur

  • C. Caflisch, Das Domleschg und seine Randgebiete, 1939
  • Kdm GR 3, 1940 (19752), 78-224
  • M. Fischbacher, So ging man eben ins Hotel ..., 1991
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Zitiervorschlag

Jürg Simonett: "Domleschg (Tal)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 05.12.2016. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008066/2016-12-05/, konsultiert am 29.03.2024.