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Altreu

Ortsteil der politischen Gemeinde Selzach SO, an der Aare gelegen. 1280 Altrua, 1330 Altrüwe.

Neuere Ausgrabungen (1992) erbrachten keine Hinweise auf eine befestigte römische Siedlung und förderten ausschliesslich mittelalterliche Baureste zutage. Die Grafen von Neuenburg-Strassberg errichteten um 1260, etwa gleichzeitig mit der Gründung von Büren an der Aare, ein Städtchen mit Mauern, Gräben, einer Burg in der Südost-Ecke und einer hölzernen Aarebrücke. Auf einer Fläche von ca. 120 x 180 m standen ca. 30-40 Hofstätten für 150-200 Einwohner. Die Gemeinschaft erhielt eine Gemeinde-Organisation mit einem Schultheissen an der Spitze und entfaltete gewisse gewerbliche Aktivitäten: Um 1370 erschienen Händler aus Altreu auf den Märkten von Freiburg. 1375 wurde jedoch das Städtchen samt Brücke auf dem Rückzug der Gugler zerstört und nicht mehr aufgebaut, zumal sich die Aare immer tiefer in das Stadtareal einfrass. Um dieses herum bildete sich ein Weiler, der bis 1831 eine gewisse Autonomie innerhalb der Gemeinde Selzach genoss (mit eigenem Ammann, Weibel und Allmend). Der mittelalterliche Name Obern Altrüwa für den Ortsteil Im Haag westlich von Selzach verlor sich im ausgehenden Mittelalter. Heute ist Altreu dank seiner idyllischen Lage und der von Max Bloesch 1948 gegründeten grossen Storchensiedlung ein beliebter Ausflugspunkt.

Nach Altreu wurde der 1309 abgetrennte Teil der Herrschaft Strassberg nördlich der Aare benannt. Er umfasste die Gemeinden Selzach und Bettlach sowie den Teil von Lommiswil westlich des Haltenbachs. Sitz der Vögte war die Burg zu Altreu. Der letzte Strassberger, Graf Imer, verkaufte die Herrschaft um 1340 an Graf Rudolf von Nidau. Dessen Erben veräusserten sie 1377 an den Solothurner Bürger Rudolf Sefrid von Erlach, der sie 1389 der Stadt Solothurn abtrat. Diese vereinigte sie 1393 mit dem neu erworbenen Grenchen zur Vogtei Lebern.

Quellen und Literatur

  • A. Kocher, Selzach, 1972, 12 f.
  • Jurabl., H. 1, 1994, 10-12
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Hans Sigrist: "Altreu", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 05.06.2002. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007686/2002-06-05/, konsultiert am 28.03.2024.