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Vallée deJoux

Region im Waadtländer Jura, seit 2006 Teil des Bezirks Jura-Nord vaudois. Das Gebiet, in dessen Mitte die drei Seen Lac de Joux, Lac Brenet und Lac Ter liegen, erstreckt sich zwischen den Bergketten des Risoux und des Mont-Tendre und grenzt mit dem Wald Grand Risoux an Frankreich. Es umfasst die drei Gemeinden L'Abbaye, Le Chenit und Le Lieu, die sich aus zahlreichen selbstständigen Dörfern und Weilern zusammensetzen. 1334 valle lacus juriensis. 1850 4783 Einwohner; 1900 6307; 1950 6766; 1970 7708; 2000 6396.

Das Längstal mit vielen Schluchten – weshalb dessen Bewohner auch Combiers (von combe Schlucht) genannt werden - liegt auf über 1000 m Höhe. Die erste Urbarmachung geht auf die Prämonstratenser der Abtei Lac de Joux zurück. Von der Abtei Saint-Claude erhobene Gebietsansprüche führten zu Konflikten, die 1219 durch einen Grenzvertrag mit dem Burgund gelöst wurden. 1307 trat Saint-Claude seine letzten Rechte am Joux der Abtei Bonmont ab, die sie ihrerseits 1494 dem Grafen von Greyerz, dem Freiherrn von Aubonne, übertrug. Die Herren von La Sarraz verkauften das Tal an Ludwig II. von Savoyen, den Herrn der Waadt (1344), der es der Herrschaft Les Clées einverleibte. Im Ancien Régime schlugen die Berner das Vallée de Joux zur Vogtei Yverdon (1536-1565), dann zur Vogtei Romainmôtier (1566-1798). Es war die Epoche des Landausbaus und der demografischen Entwicklung der Region. Von der damals einzigen Gemeinde Le Lieu spalteten sich 1571 L'Abbaye und 1646 Le Chenit ab. 1798-2006 war das Tal Bezirk des Kantons Waadt (District de la Vallée) mit dem Hauptort Le Sentier (Gemeinde Le Chenit).

Das in vier Pfarreien (L'Abbaye, Le Lieu, Le Sentier und Le Brassus) unterteilte Tal ist die Wiege des Darbysmus in der Westschweiz. Das Joux liegt am Rande der grossen Durchgangsstrassen und wird im Osten durch den Col du Mollendruz und den Col de Petra Felix, im Westen durch den Col du Marchairuz abgeschlossen. Die Bewohner verstanden es, aus den strengen Wintern, die ihr Tal isolierten und die Seen gefrieren liessen, Nutzen zu ziehen; es war denn auch die Compagnie des glacières des lacs de Joux et Brenet, die als treibende Kraft hinter dem Bau der ersten Eisenbahnlinie stand, die 1886 Vallorbe mit Le Pont verband und 1899 bis nach Le Brassus verlängert wurde. Bis ins 18. Jahrhundert war das Vallée de Joux halb autark. Die beschränkten landwirtschaftlichen Ressourcen (Roggen, Gerste, Hafer) wurden durch den Reichtum an Wald kompensiert. Dank der Qualität der Fichten konnte sich eine Produktion von Holzgefässen entwickeln, die ihre Blütezeit im 17. und 18. Jahrhundert erlebte. Weiden und Viehzucht schufen die Voraussetzungen für die Käseherstellung (Hartkäse, Vacherin).

Die Industrialisierung – die Voraussetzungen dafür reichen bis ins 15. Jahrhundert zurück – fusste auf der Wasserkraft und dem Eisenabbau (Eisenschmelzöfen, Hochöfen). Die in den eisenverarbeitenden Berufen erreichte Meisterschaft erlaubte ab dem 18. Jahrhundert die Anfertigung von Musikdosen, die Steinschneiderei und die Fabrikation von Uhrenbestandteilen. Aus letzterem Bereich entsprangen mehrere Dynastien von hochspezialisierten Uhrenmachern wie die Audemars, Breguet, Le Coultre, Meylan und Piguet. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts profiliert sich das Tal sowohl als herausragender Ort für Mikrotechnik und Feinmechanik (1894 gegründete Industrieschule, später Uhrmacherschule in Le Sentier, heute Technische Schule des Joux) als auch als Tourismusregion mit einer unberührten Landschaft im Herzen des Juras.

Quellen und Literatur

  • J.-L. Aubert, Essai de bibliographie sur la vallée de Joux, 1998
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GND

Zitiervorschlag

Laurence Margairaz Dewarrat: "Joux, Vallée de", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 04.01.2017, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007588/2017-01-04/, konsultiert am 28.03.2024.