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LéonNicole

Plakat der Sozialistischen Arbeiterpartei von Lausanne (P.O.S.L.) mit einem Aufruf zur Versammlung am 9. März 1934 (Schweizerische Nationalbibliothek).
Plakat der Sozialistischen Arbeiterpartei von Lausanne (P.O.S.L.) mit einem Aufruf zur Versammlung am 9. März 1934 (Schweizerische Nationalbibliothek). […]

10.4.1887 Montcherand, 28.6.1965 Genf, reformiert, von Montcherand. Sohn des François, Landwirts, und der Louise geborene Maganel. 1908 Lina Dubrit, Tochter des Louis, Landwirts. 1903-1905 Verwaltungsschule in St. Gallen. 1905-1919 PTT-Beamter, ab 1911 in Genf. 1909 trat Léon Nicole in die SP ein; er war aber bis 1919 ausschliesslich als Gewerkschafter aktiv. Als Mitinitiator des Generalstreiks von 1918 in Genf wurde er vorübergehend in Haft gesetzt. 1919 sprach ihn ein Militärgericht frei. Er war 1919 Gründer und dann Redaktor der Zeitung «La Voix du Travail» (ab 1922 «Le Travail»). 1919-1933, 1936-1941 und 1945-1955 sass er im Genfer Grossen Rat, 1919-1941 und 1947-1953 im Nationalrat.

Nach dem Tod von Emile Nicolet 1921 wurde Nicole zur Galionsfigur der Genfer Sozialdemokraten und kämpfte gegen den Beitritt zur Dritten Internationale. 1931 deckte er den Skandal um die Banque de Genève auf. Nach den Genfer Unruhen am 9. November 1932 wurde er zu einer sechsmonatigen Gefängnisstrafe wegen Aufwiegelung verurteilt. Kurz nach seiner Freilassung in den Staatsrat gewählt, leitete er 1933-1936 das Justiz- und Polizeidepartement. Die Regierung, die er 1934 und 1936 präsidierte, war die erste sozialdemokratisch dominierte Kantonsexekutive der Schweiz. Nach dem Verbot der kommunistischen Partei 1937 akzeptierte Nicole den kollektiven Übertritt der Genfer Kommunisten in die kantonale SP. Ein Aufenthalt in Moskau im Februar und März 1939 bestärkte ihn in seinem sowjetfreundlichen politischen Kurs. Im September 1939 wurde er aus der SP ausgeschlossen, weil er den Hitler-Stalin-Pakt guthiess. Die überwiegende Mehrheit der Genfer und Waadtländer Sozialisten folgte ihm und trat der von ihm präsidierten Fédération socialiste suisse (FSS) bei.

Während des Kriegs arbeitete Nicole als Korrespondent der sowjetischen Agentur Tass. Nach dem Verbot der Zeitung «Le Travail» 1940 und der Auflösung der FSS im Mai 1941 betätigte er sich zum Teil in einem klandestinen politischen Umfeld, was ihm und seinem Sohn Pierre im August 1943 eine dreiwöchige Haft eintrug. Im Oktober 1944 wurde er zum Präsidenten der neu gegründeten Partei der Arbeit (PdA) gewählt und mit der Leitung der Zeitung «La Voix ouvrière» betraut. Nach der Verurteilung seines Sohnes im Dezember 1951 griff Nicole die PdA in seinem Blatt wegen der positiven Beurteilung der schweizerischen Neutralität an. Im Februar 1952 gab Nicole seine leitende Position bei der Zeitung auf; im Dezember wurde er aus der PdA ausgeschlossen. Er gründete daraufhin eine progressive Partei, die aber nur 1954-1958 Bestand hatte. 1955 zog er sich krankheitshalber aus dem politischen Leben zurück.

Quellen und Literatur

  • BAR, Nachlass Jean Vincent
  • ZBZ, Nachlass
  • Gruner, Bundesversammlung 1, 958 f.
  • M.-M. Grounauer, La Genève rouge de Léon Nicole, 1933-1936, 1975
  • C. Torracinta, Sturm über Genf, 1930-1939, 1979 (franz. 1978)
  • P. Jeanneret, Léon Nicole et la scission de 1939, 1987
  • B. Studer, «Les communistes genevois, Léon Nicole et le Komintern dans les années trente», in BHG 22, 1992, 65-85
  • L. Van Dongen, «Léon Nicole (1887-1965)», in Cahiers HMO 11-12, 1995, 35-72
  • A. Rauber, Léon Nicole, 2007
Weblinks
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VIAF

Zitiervorschlag

Mauro Cerutti: "Nicole, Léon", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 09.11.2010, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003879/2010-11-09/, konsultiert am 29.03.2024.