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KongoDemokratische Republik

Situationskarte Demokratische Republik Kongo © 2001 HLS und Kohli Kartografie, Bern.
Situationskarte Demokratische Republik Kongo © 2001 HLS und Kohli Kartografie, Bern.

Die Kolonialpolitik des belgischen Königs in Kongo (Belgien) unterstützten Schweizer Persönlichkeiten wie Gustave Moynier ab 1876 aktiv. 1889 schloss die Schweiz einen Freundschafts-, Niederlassungs- und Handelsvertrag mit dem Unabhängigen Kongostaat, der damals unter persönlicher Oberhoheit des belgischen Königs stand. Während sich Schweizer Offiziere, Verwaltungsleute und Händler an der belgischen Kolonialherrschaft beteiligten, stellten sich vorab reformierte und westschweizerische Intellektuelle auf die Seite der Einheimischen und gründeten 1908 die Société suisse de secours aux esclaves africains unter der Leitung von René Claparède. Diese gab viele gegen die Kolonialisten gerichtete Schriften heraus. In der Zwischenkriegszeit und nach 1945 erlangten die Wirtschafts- und Finanzbeziehungen mit Belgisch-Kongo eine wichtige Bedeutung für die Beziehungen der Schweiz mit Übersee. 1956-1965 förderte eine Agentur der Schweizerischen Zentrale für Handelsförderung die Beziehungen zum südlichen Afrika. Das 1928 eröffnete Konsulat in Léopoldville (heute Kinshasa) wurde 1958 in ein Generalkonsulat und 1962 in eine Botschaft umgewandelt. Schweizer Firmen verkauften technische Anlagen, chemische Produkte, Textilien und Uhren oder führten Bau- und Umbauarbeiten durch. Umgekehrt bezog die Schweiz Kupfer, das via Belgien importiert wurde, Zink, Aluminium, Kaffee und Tropenholz. Der Bundesrat beschloss am 27. Mai 1960, die Demokratische Republik Kongo anzuerkennen. Als deren Unabhängigkeitserklärung vom 30. Juni zu Wirren führte, organisierte er die Evakuierung von 94 Schweizern und stellte der UNO und anderen internationalen Organisationen finanzielle und personelle Mittel zur Verfügung. 78 Schweizer sorgten schliesslich für technische, medizinische und administrative Unterstützung. Ein bilaterales Abkommen von 1980 sah eine teilweise Abfindung für die in den 1960er und 1970er Jahren geschädigten Schweizer vor. Zusammen mit den reformierten Kirchen wurde ab 1960 technische Hilfe (Bildung, Gesundheit, Stipendien) gewährleistet. 1972 unterzeichnete die Schweiz mit Kongo zwei Handels- und Investitionsschutzabkommen, mit deren Verhandlungen man 1965 begonnen hatte. Die Entwicklung des Landes, das 1971-1997 Zaire hiess, verhinderte jedoch die Umsetzung der damals lancierten Projekte. Die Zahl der in Kongo lebenden Schweizer Staatsangehörigen betrug 1902 19 Personen, 1907 97, 1931 170, 1949 415, Ende 1959 1215, Ende 1962 760, 1986 432 und 2000 160. Jene der aus Kongo stammenden Staatsangehörigen in der Schweiz stieg von 85 Personen im Jahr 1960 auf 530 1985, 1660 1990 und 2815 2000. Allerdings behinderte die schweizerische Einwanderungspolitik deren Integration: Asylgesuche wurden selten gutgeheissen und die Ausschaffungen führten zu Polemiken, inbesondere 1985 und 1988. Die Geldströme zwischen den beiden Staaten fliessen multilateral (Club de Paris, Afrikanische Entwicklungsbank) und bilateral (1980-1989 vier Abkommen zur Neueinstufung der Schulden von 58 Mio. Franken). Der 1965-1997 regierende Präsident Mobutu unterhielt persönlich enge Beziehungen zur Schweiz, auch wenn sein Regime hier mehr und mehr in die Kritik geriet. Die 1997 bei der Machtübernahme durch Laurent-Désiré Kabila vom Bundesrat als Vorsichtsmassnahme blockierten Guthaben Mobutus in der Schweiz blieben auch 2006 eingefroren.

Quellen und Literatur

  • EDA, Dok.
  • M.-C. Berguer, Les relations entre l'Etat indépendant du Congo et la Suisse (1876-1908), Liz. Brüssel, 1957/1958
  • L. Kaufmann, Guillaume Tell au Congo: l'expansion suisse au Congo belge (1930-1960), Liz. Lausanne, 1991
Weblinks
Normdateien
GND
Kurzinformationen
Variante(n)
Zaire

Zitiervorschlag

Marc Perrenoud: "Kongo (Demokratische Republik)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 11.01.2018, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003474/2018-01-11/, konsultiert am 28.03.2024.