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Bözingen

Ehem. polit. Gem. BE, Amtsbez. Biel, 1917 in Biel (BE) eingemeindet. Altes, z.T. noch erhaltenes Strassendorf nordöstl. von Biel am Ausgang der Taubenlochschlucht. 1181 Bezingen, 1254 Boujans, franz. Boujean. 1770 410 Einw.; 1818 514; 1850 1'192; 1880 2'051; 1900 2'604; 1910 2'982.

Im Territorium des Fürstbf. von Basel gelegen, gehörte B. zur Kastvogtei und Pfarrei Biel, von 1388 an zum Meiertum der Stadt Biel. Auch administrativ war B. dem Rat von Biel unterstellt, der auf Vorschlag der Gem. den Ammann wählte und vereidigte. Der Galgen Biels befand sich in B. Der bischöfl. Dinghof unterstand dem Meier von Biel. Die Schüss, welche im 13. Jh. die bischöfl. Kastvogtei Biel begrenzte, teilte B. in die Teile Ober- und Unterdorf mit teilweise unterschiedl. Rechtsformen. 1823 wurde B. selbstständige Gemeinde.

Die Drahtzieherei am Eingang der Taubenlochschlucht, wo früher die bischöfliche Mühle stand. Ausschnitt aus einer Lithografie von Joseph Nieriker, gedruckt 1859 in Bern (Neues Museum Biel).
Die Drahtzieherei am Eingang der Taubenlochschlucht, wo früher die bischöfliche Mühle stand. Ausschnitt aus einer Lithografie von Joseph Nieriker, gedruckt 1859 in Bern (Neues Museum Biel).

Die Bellelaymühle kam 1281 an das Basler Kloster St. Alban, das sie 1405 durch Tausch dem Kloster Bellelay abtrat. 1604 wurde eine Säge angegliedert, 1872 Mühle und Säge mit der ehemaligen städt. Herrensäge vereinigt und zu einer bis 1993 existierenden Grosssägerei ausgebaut. Der ab dem 14. Jh. bestehenden bischöfl. Lochmühle am Eingang zur Taubenlochschlucht wurde 1634 ein Drahtzug angeschlossen. 1818 wurde der Betrieb modernisiert und die Produktion von Ketten und Pariserstiften (Nägeln) an halbautomat. Maschinen aufgenommen. Im 19. Jh. und v.a. nach der Vereinigung mit dem Bieler Drahtzug 1914 entwickelte sich daraus eine wichtige, z.T. noch bestehende Industrie. 1884 lieferte das Elektrizitätswerk des Bözinger Drahtzugs Strom an eine Bieler Uhrenschalenfabrik (angeblich erste Fernkraftübertragung Europas). Rebbau am Jurahang wurde v.a. bis zum Ende des 19. Jh. (Reblaus) betrieben. Bis 1858 war B. Ausgangspunkt der Strasse oberhalb der Taubenlochschlucht in den Jura. Ab 1877 führte eine Pferde-Strassenbahn zum Bieler Bahnhof. 1889 erfolgte der Bau des tourist. Wegs durch die Taubenlochschlucht. 1901 wurden die Industriezonen B. und Mett durch eine Schmalspur-Werkbahn verbunden. Heute ist B. Stadtteil von Biel mit eigener Burgergem. und Quartiervereinen.

Quellen und Literatur

  • F. Schwab, 300 Jahre Drahtindustrie, 1934
  • INSA 3, v.a. 69-72
  • Die Burgergem. B., 1989
Kurzinformationen
Endonyme/Exonyme
Boujean (Französisch)
Bözingen (Deutsch)

Zitiervorschlag

Margrit Wick-Werder: "Bözingen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 07.06.2004. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003272/2004-06-07/, konsultiert am 29.03.2024.