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Seen

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Winterthur, 1922 in die Stadt Winterthur eingemeindet, im Südosten Winterthurs an der Strasse ins Tösstal gelegen. Die Gemeinde bestand aus Seen und Oberseen sowie den Weilern Stocken, Iberg, Eidberg und Sennhof. 774 Sehaim. 1467 25 Haushalte; 1634 knapp 500 Einwohner; 1771 1288; 1850 1665; 1900 2908; 1920 3498.

Ab 774 ist Seen als fränkisch-merowingische Fiskalsiedlung gesichert. Im 11. Jahrhundert kam Seen unter die Herrschaft der Grafen von Dillingen-Kyburg und gelangte 1264 im Erbe der Grafen von Kyburg an Rudolf IV. von Habsburg, dem späteren König Rudolf I. Die Herren von Seen gehörten dem niederen Adel an und sind 1240-1407 nachgewiesen. Als kyburgisch-habsburgische Dienstleute besassen sie zwar Güter und Lehen in Seen, verfügten aber nicht über die niederen Gerichte. 1424 gelangte Seen mit der Grafschaft Kyburg pfandweise und 1452 definitiv an die Stadt Zürich und gehörte bis 1798 zum Enneramt in der Landvogtei Kyburg. Die niedere Gerichtsbarkeit von Oberseen kam 1605 ebenfalls zum Enneramt, nur Stocken blieb bis 1783 eine eigene Gerichtsherrschaft. Seen stellte 1452-1798 mehrere Untervögte, vor allem aus der Familie Hofmann. 1798 erfolgte die Bildung der Gemeinde Seen, die dem Distrikt Winterthur, 1803 dem gleichnamigen Bezirk zugeteilt wurde. Seen, Oberseen-Stocken, Iberg, Eidberg und Sennhof waren bis 1921 eigenständige Zivilgemeinden.

Vom Frühmittelalter bis 1648 bildete Seen einen Teil der Kirchgemeinde Oberwinterthur. 1648-1649 liess die Gemeinde anstelle der Kapelle St. Urban eine Kirche errichten und erhielt einen eigenen Pfarrer. Nachdem die Seemer Kinder den Unterricht meist in Oberwinterthur besucht hatten, wurde 1634 erstmals ein Schulmeister in Seen erwähnt; 1680 entstand das erste Schulhaus. Seen war im 15. Jahrhundert durch den Rebbau wohlhabend geworden und blieb lange ein Bauerndorf, das vorwiegend von Acker- und Rebbau lebte. Um 1700 kam als neuer Erwerbszweig die Hausweberei auf. Ab den 1830er Jahren entstanden an der Töss mehrere mechanische Spinnereien in und um Seen, die von Mitgliedern der Familie Bühler betrieben wurden. Die 1860 fertiggestellte Spinnerei in Sennhof entwickelte sich zur wichtigsten Arbeitgeberin in Seen (Hermann Bühler AG; 2016 Schliessung). Wegen der Nähe zu Winterthur etablierte sich kaum weiteres Gewerbe von Bedeutung. Im Zug der Industrialisierung wurde 1834-1839 die neue Tösstalstrasse von Winterthur über Seen nach Kollbrunn gebaut. 1875 erhielt das Dorf Anschluss an die Tösstalbahn. 1922-1941 verkehrte ein Tram von Winterthur nach Seen. Ab den 1960er Jahren entwickelte sich Seen durch rege Bautätigkeit zum städtischen Quartier. 1990 brachte die Einführung der S-Bahn eine direkte Verbindung nach Zürich.

Quellen und Literatur

  • H. Kläui, Seen im MA, 1993
  • A. Bütikofer, Seen 1500-1800, 2006
  • P. Niederhäuser et al., Seen in der Neuzeit, 2009
Von der Redaktion ergänzt
  • Dejung, Emanuel; Zürcher, Richard: Die Stadt Winterthur, 1952, S. 314-317 (Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, 6).

Zitiervorschlag

Christian Baertschi: "Seen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.06.2017. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003128/2017-06-15/, konsultiert am 28.03.2024.