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Riesbach

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Zürich, 1893 in die Stadt Zürich eingemeindet, Stadtquartier am rechten Seebecken. Ca. 930 Riedispach, 1240 in Riespach. 1467 45 Haushalte; 1671 611 Einwohner; 1836 1992; 1850 3063; 1888 10'603; 1900 15'923; 1960 26'725; 1990 16'110; 2009 15'212.

Stein- und bronzezeitliche Siedlungsfunde im Seefeld, eisenzeitliche Grabhügel auf dem Burghölzli. Im Mittelalter bildete Riesbach eine Streusiedlung. 1285 wurde das Dominikanerinnenkloster Oetenbach von Riesbach in die Stadt Zürich verlegt. Riesbach zählte zum Kelnhof Stadelhofen und kam mit diesem 1257 durch Kauf an die Stadt Zürich. 1384 wurde Riesbach in die zürcherische Obervogtei Küsnacht integriert, bei der es bis 1798 verblieb. Ein Teil des Gemeindegebiets unterstand dem Stadtbann von Zürich, als Grenzmarkierung im See diente die sogenannte Niklausstud, eine Säule mit einer Skulptur des Heiligen. Die Gemeindebildung am Ende des Spätmittelalters hing wahrscheinlich mit der Organisation des vorstädtischen militärischen Wachtdienstes zusammen. Eine Gemeindevorsteherschaft lässt sich erstmals 1436 nachweisen, ein Gemeindevermögen 1517. Riesbach erwarb 1593 ein Gemeinde- und Gesellenhaus. Seine Bewohner gehörten zur Grossmünsterpfarrei und benützten von 1611 bis zur Gründung der Kirchgemeinde Neumünster (Riesbach, Hirslanden und Hottingen) 1834 die Filialkapelle beim Kreuz. Die Neumünsterkirche wurde 1836-1839 errichtet. Die katholische Erlöserkirche entstand 1937, die Pfarrei 1938.

Der Schleifung der Zürcher Stadtbefestigung 1834 folgte eine rasche bauliche Erschliessung des Vororts, zunächst mit der repräsentativen Seefeldstrasse (1836-1839). Im Seefeldquartier siedelte sich auch Industrie an, welche die angestammte textile Heimindustrie verdrängte. Dennoch entwickelte sich Riesbach zu einem bevorzugten Wohnquartier der wohlhabenden Stadtzürcher. Im Seefeld überwog die Blockrandbebauung, in den Hanglagen der Villenbau. 1876 reichte die Gemeinde Riesbach ein Konzessionsgesuch für eine Pferdestrassenbahn ein; 1882-1896 verband das "Rösslitram" der privaten Zürcher Strassenbahn AG Riesbach mit dem Hauptbahnhof. Seit 1896 ist die Linie, die 1900 von Normal- auf Meterspur umgebaut und elektrifiziert wurde, städtisch. 1865 wurde der Steg für Dampfschiffe errichtet; 1887 erfolgten umfangreiche Seeaufschüttungen im Rahmen der Anlage der Zürcher Quais. Nach der Eingemeindung in die Stadt Zürich wurde 1894 eine Zunft und ein Quartierverein gegründet. Riesbach beherbergt seit 1870 die Psychiatrische Universitätsklinik Burghölzli, seit 1883 die Schulthess Klinik für Orthopädie und Rheumatologie sowie seit 1886 das Klinikzentrum der Schweizerischen Epilepsie-Stiftung. In Riesbach befinden sich anschauliche Beispiele schweizerischer Gartenkultur, unter anderem Villengärten aus dem 19. Jahrhundert, die Parks auf den Quaianlagen und auf dem Zürichhorn (Landesausstellung 1939, Gartenbauausstellung 1959) sowie seit 1976 der Botanische Garten des Kantons und der Universität Zürich.

Quellen und Literatur

  • M. Haupt et al., Quartierfibel Riesbach, 1980
  • Gärten in Riesbach, Ausstellungskat. Zürich, 1984
  • Hundert Jahre Gross-Zürich: 100 Jahre 1. Eingemeindung 1893, Ausstellungskat. Zürich, 1993
  • Hundert Jahre Gross-Zürich: 60 Jahre 2. Eingemeindung 1934, Ausstellungskat. Zürich, 1994
  • Hirslanden, Riesbach, 2003
Von der Redaktion ergänzt

Zitiervorschlag

Martin Illi: "Riesbach", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 11.09.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003125/2012-09-11/, konsultiert am 29.03.2024.