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Courroux

Politische Gemeinde des Kantons Jura, Bezirk Delsberg. Grosses Dorf in der Nähe von Delsberg östlich des Zusammenflusses von Scheulte und Birs. Im Norden ist das Dorf durch den bewaldeten Berg Bambois geschützt, dessen Spitze Roc de Courroux heisst (855 m). 1146 deutsch Lütoltesdorf, 1148 französisch Corolt. 1818 733 Einwohner; 1850 1173; 1900 1333; 1950 1626; 2000 2733; 2010 3025. Im Osten von Courroux liegt das Dorf Courcelon (1139 französisch Curzelun, 1320 deutsch Solendorff). Zum Gemeindegebiet gehören zudem, rechtsseitig der Birs gelegen, Bellerive und das Schloss Soyhières, das neben dem gleichnamigen Dorf auf einem Felsvorsprung thront. Der Weiler Les Riedes-Dessus wurde 1856 von Courroux getrennt und Soyhières zugeschlagen.

Courroux: Situationskarte 2020 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2020 HLS.
Courroux: Situationskarte 2020 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2020 HLS.

Ur- und Frühgeschichte

Zwei archäologische Fundstätten zeugen von der frühen Besiedlung der Region. Auf dem Roc de Courroux befand sich zwischen 1200 und 800 v.Chr. ein spätbronzezeitliches Dorf. Von dieser strategisch günstigen Lage aus konnte der Eingang des Delsberger Tals birsaufwärts kontrolliert werden. Karl Lüdin arbeitete ab 1923 während über 50 Jahren an einer Ausgrabung, die einen der wichtigsten bronzezeitlichen Keramikfunde des gesamten Jurabogens erbrachte. Zahlreiche Knochenfunde zeugen von Tierhaltung und Jagd; einige Bronze- und Steingegenstände vervollständigen die Sammlung. Auch von der Eisenzeit sind Spuren menschlicher Präsenz erhalten. Die im 19. Jahrhundert im Zentrum des heutigen Dorfes entdeckte gallo-römische Villa, in der man eine wunderbare kleine Statue des Gottes Mars fand, wurde bislang nicht nach wissenschaftlichen Kriterien ausgegraben. In der südöstlichen Ecke der Anlage legte man 1953 und 1958 eine grosse Nekropole mit 148 Gräbern frei. 116 Feuer- und 8 Erdbestattungen werden auf 70-240 n.Chr., 24 Erdbestattungen auf das 4. Jahrhundert datiert. Dieses Gräberfeld lieferte reichhaltiges Urnenmaterial aus gebranntem Ton und Glas sowie Grabbeigaben (Gefässe, Münzen, Statuetten, Werkzeuge).

Politische Gemeinde

Im Mittelalter und Ancien Régime war Courroux eines der dreizehn freien Dörfer im Delsberger Tal, das ab 1271 eine Herrschaft des Bistums Basel war. Courroux war 1792-1815 eine französische Gemeinde (Departement Mont-Terrible, dann Haut-Rhin) und gehörte bis 1978 zum Berner Oberamt bzw. zum späteren Amtsbezirk Delsberg. Seit 1853 ist Courroux eine Commune mixte (Gemischte Gemeinde). Vom 12. bis 15. Jahrhundert wird eine adlige Familie von Courroux erwähnt. Ab 1293 war der Bischof von Basel Kollator der Pfarrei, die erstmals 1146 erwähnt wird (Diözese Basel, Dekanat Salsgau). Die Kirche St. Niklaus wurde 1871-1873 in neogotischem Stil wieder aufgebaut. 1838 wurde die Kapelle Sainte-Philomène in Courcelon errichtet. Im 18. und 19. Jahrhundert stellte die Erzgewinnung nebst der Landwirtschaft und dem Holzhandel die wichtigste Einnahmequelle der Bevölkerung dar. Seit Ende des 19. Jahrhunderts steht Courroux im wirtschaftlichen Einflussbereich von Delsberg, wo zahlreiche Einwohner aus Courroux arbeiten, früher hauptsächlich in der Industrie, seit Ende des 20. Jahrhunderts vor allem im Dienstleistungssektor. Die in den 1960er Jahren einsetzende Bevölkerungszunahme führte zum Bau von Wohnquartieren.

Quellen und Literatur

Ur- und Frühgeschichte
  • S. Martin-Kilcher, Das röm. Gräberfeld von Courroux im Berner Jura, 1976
  • M. Schenardi, «L'âge du bronze dans le canton du Jura, bilan et synthèse», in Sites protohistoriques à Courfaivre et âge du bronze dans le Jura (Suisse), 1994, 101-183
  • J.-D. Demarez, Répertoire archéologique du canton du Jura: du Ier siècle avant J.-C. au VIIe siècle après J.-C., 2001
Gemeinde
  • L. Vautrey, Notices historiques sur les villes et les villages du Jura bernois 5, 1881, 175-210 (Neudr. 1979)
  • A. Daucourt, Dictionnaire historique des paroisses de l'ancien évêché de Bâle 1, 1897, 240-254 (Neudr. 1980)
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

François Schifferdecker; François Kohler: "Courroux", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 11.06.2020, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002936/2020-06-11/, konsultiert am 29.03.2024.