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Satigny

Politische Gemeinde des Kantons Genf, bestehend aus dem Dorf Satigny sowie Bourdigny, Choully, Peissy, Peney, Château des Bois und Moulin-Fabry. 912 (Abschrift aus dem 12. Jh.) villam Satiniatis, um 1128 de Satiniaco, 1280 Satignie. 1481 29 Feuerstätten (ohne Bourdigny, Peissy und Peney); 1818 rund 900 Einwohner; 1850 1044; 1900 1343; 1950 1373; 2000 2785.

Am Hang von Choully im Gebiet Crédery wurden Siedlungsspuren aus dem späten Neolithikum gefunden (Feuerstellen, Keramik, Silex). Funde aus der Römerzeit belegen wenigstens zwei villae.

Im Mittelalter unterstand die Gegend von Satigny, die auch Terre de Mortier genannt wurde, den Herren von Gex und zunehmend dem Bischof von Genf, bis sie schliesslich im bischöflichen Mandement Peney aufging. Nach den Wirren der Reformationszeit, die dem bischöflichen Regime ein Ende setzten, gelangte Satigny 1536 mit dem Mandement an die Herrschaft Genf, bei der es fortan verblieb. Archäologische Grabungen förderten Spuren erster Sakralbauten aus dem 8. Jahrhundert zu Tage. Wohl im frühen 10. Jahrhundert wurde in Satigny ein von der Benediktinerabtei Ainay (Lyon) abhängiges Priorat gegründet. Um 1133 wurde das Kloster in ein Augustinerpriorat umgewandelt, das mehr und mehr unter den Einfluss des Genfer Domkapitels geriet und diesem schliesslich 1381 inkorporiert wurde. Das Priorat besass verschiedene Rechte über die umliegenden Dörfer. Seine ab 1328 bezeugte fünfrädrige Mühle Les Bougieres, deren Gebäude bis heute erhalten sind, war ab dem 18. Jahrhundert als Moulin-Fabry bekannt. Das Prioriat wurde 1512 offiziell aufgehoben, 1536 dann auch faktisch. Nach der Einführung der Reformation wurde 1538 die reformierte Kirchgemeinde Satigny gegründet, zu der die Pfarreien Satigny, Bourdigny, Peissy und Peney zusammengelegt wurden; die Prioratskirche Saint-Pierre-aux-Liens wurde zur Pfarrkirche. Der Grundriss und der Chor der gotischen Kirche, die im 13. Jahrhundert eine dreischiffige Vorgängerin aus dem 12. Jahrhundert ersetzt hatte, wurden beim Neubau des Hauptschiffs mit klassischer Fassade und Glockenturm von 1726-1728 beibehalten; Restaurationen erfolgten 1830, 1895 und 1977. Die katholische Kirche St. Peter und Paul wurde 1903 erstellt.

Im 17. und 18. Jahrhundert erwarben reiche Genfer Familien Ländereien in Satigny, auf denen sie Herrensitze errichteten. Die 1798 gegründete Gemeinde übernahm die Grenzen der Kirchgemeinde von 1538. Ab dem 19. Jahrhundert beherbergte das Dorf Satigny aufgrund seiner zentralen Lage die Gemeindeeinrichtungen (Schulen, Mairie). Das an der 1858 eröffneten Eisenbahnlinie nach Lyon gelegene Dorf erlebte mit der Ausbeutung der Kiesgruben in Peney einen wirtschaftlichen Aufschwung. Die im ganzen 19. Jahrhundert betriebene Milchwirtschaft erfuhr mit dem Versuch, einen Stall kollektiv zu nutzen, zwischen 1912-1935 einen Höhepunkt. Danach setzte ein Rückgang ein. Anfang des 21. Jahrhunderts ist die Gemeinde immer noch teilweise von Landwirtschaft und Weinbau geprägt; sie ist der grösste Winzerort der Schweiz und verfügt über eine Rebbaugenossenschaft. Daneben ist Satigny aber auch Wohn- und Industriegemeinde. Die Gewerbezonen Meyrin-Satigny und Bois-de-Bay wurden ab den 1970er Jahren angelegt; 2005 stellte der 2. Sektor 55% der Arbeitsplätze in der Gemeinde.

Quellen und Literatur

  • «Chronique des découvertes archéologiques dans le canton de Genève», in Genava, NF 17, 1969, 6-9; 24, 1976, 270 f.; 26, 1978, 95 f.
  • HS III/1, 1487-1489; IV/2, 417-434
  • R. Feuardent, A. Pozzi, Satigny de jadis à naguère, 1998
  • Satigny-Crédery (Genève): rapport de fouille, hg. von M. Besse, 2007
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Isabelle Brunier: "Satigny", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 04.04.2013, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002920/2013-04-04/, konsultiert am 29.03.2024.