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Turtmann

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Wallis, Bezirk Leuk, südlich der Rhone in der Ebene, am Ausgang des Turtmanntals gelegen, mit dem Dorf Turtmann und den Weilern Tännu und Ried. 2013 fusionierte Turtmann mit Unterems zur neuen Gemeinde Turtmann-Unterems. 1050 Curtmannonis, 1210 Torthemanei und Tortemagny, französisch Tourtemagne. 1798 253 Einwohner; 1850 433; 1900 519; 1950 751; 2000 992.

Prähistorische Schalensteine. Turtmann befand sich im 13. Jahrhundert im Besitz eines Grafen (1210 und 1267 comitis de Tortemagny). Daneben besassen Wilhelm de Curia und seine Söhne Heinrich und Peter (1210), Meier Aymon von Leuk (1250), der Bischof von Sitten (1383) und Peter von Raron (1427), Herr von Anniviers, Güter in Turtmann. Eine Ordnung des Warenverkehrs datiert von 1310 (Sust des Etappenorts Turtmann), eine Regelung der Trinkwasserversorgung von 1435. Turtmann bildete 1479 mit Tännu, Ried und Unterems eine Gemeinde. Die Gemeindesatzungen von 1515 wurden 1535 erweitert und 1586 durch eine Bauernzunft (Gemeindeordnung) ersetzt. Im 16. und 17. Jahrhundert entstanden herrschaftliche Bauten. Kaspar Stockalper vom Thurm begann um 1670 mit dem Bau eines Herrschaftshauses, der nach seinem Sturz 1678 eingestellt wurde. 1708 wurde eine Schützenbruderschaft gegründet. Kirchlich gehörte Turtmann zunächst zu Leuk, hatte 1451 ein kleines Gotteshaus und bildete mit Ergisch 1663-1861 eine Pfarrei. 1723 erfolgte die Stiftung einer Kaplaneipfründe. Die neue, historistische Pfarrkirche St. Josef entstand 1864-1866. Das Beinhaus der alten, 1865 abgerissenen Kirche blieb erhalten. Turtmann war bis 1879 Poststation an der Strecke Brig-Sitten. Bis weit ins 20. Jahrhundert war Turtmann ein Bauerndorf mit Viehzucht, Ackerbau, Alpwirtschaft (Turtmanntal), Rebbau und Pferdezucht, später gewannen Industrie und Gewerbe an Bedeutung. Ein Grossteil der erwerbstätigen Bevölkerung arbeitet auswärts, vor allem in Visp und Steg. In der Zentrale Mühlackern nutzt die Argessa AG (bis 2002 Illsee-Turtmann AG) unter anderem das Wasser der Turtmänna zur Stromproduktion. Der Militärflugplatz aus dem Zweiten Weltkrieg bestand bis 2003.

Quellen und Literatur

  • W. Meyer, Fam.-Chronik Turtmann, 1991

Zitiervorschlag

Alois Grichting: "Turtmann", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 05.01.2017. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002724/2017-01-05/, konsultiert am 29.03.2024.