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San Nazzaro

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Tessin, Bezirk Locarno, bildet seit 2010 mit Caviano, Contone, Gerra, Magadino, Indemini, Piazzogna, Sant'Abbondio und Vira die Gemeinde Gambarogno. In der Mitte des Gambarogno, des Ufergebiets östlich des Langensees, gelegen, umfasste sie u.a. die Weiler Casenzano, Taverna und Vairano. San Nazzaro war 1929 durch die Fusion von Vairano (Gemeinde schon vor 1670) und Casenzano (Gemeinde ab 1803) entstanden. 1258 sancto Nazario. 1591 375 Einwohner; 1683 346; 1795 340; 1850 477; 1900 314; 1950 291; 2000 641; 2009 698.

San Nazzaro: Situationskarte 2009 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2023 HLS.
San Nazzaro: Situationskarte 2009 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2023 HLS.

In Vairano wurden vielleicht auf die Bronzezeit zurückgehende Brandbestattungen sowie Tongefässe und Münzen aus der Römerzeit gefunden, in Mossana zahlreiche röm. Gräber. In Taverna stand ein im 19. Jh. abgebrochener Turm, den wahrscheinlich Friedrich I. 1186 der Fam. Orelli geschenkt hatte; er ging später in den Besitz der Adelskorporation von Locarno über und diente der Kontrolle des Handelsverkehrs im Gebiet des oberen Langensees und längs des Gambarognoufers. Schon im MA löste S. Vira als Mittelpunkt der Nachbarschaft des Gambarogno ab; im 13. Jh. wurden auf dem Kirchplatz in Taverna die Nachbarschaftsversammlungen abgehalten. Als sich das Gambarogno 1487 von Locarno löste, wurde S. Sitz des Podestà und des Gerichts. S. war nach der Mutterkirche Vira kirchgenössig, bis es sich 1558 als selbstständige Pfarrei konstituierte. Die 1258 erstmals erw. Pfarrkirche SS. Nazzaro e Celso wurde 1790 in klassizist. Stil renoviert und vergrössert. Die Bevölkerung lebte primär von Ackerbau und Weidewirtschaft. Dazu kam ab dem 15. Jh. die Auswanderung, v.a. von Maurern und Baumeistern, nach Italien. In der 2. Hälfte des 20. Jh. setzte ein starkes Bevölkerungswachstum ein. S. weist als Tourismusort einige Hotels und zahlreiche Zweitwohnungen auf. 2000 waren rund drei Fünftel der in der Gemeinde Beschäftigten Zupendler, darunter viele Grenzgänger.

Quellen und Literatur

  • V. Gilardoni, Rocco da Bedano, «Riviera del Gambarogno», in AST 39, 1969, 377-394
  • Kdm TI 3, 1983, 78-89

Zitiervorschlag

Graziano Tarilli: "San Nazzaro", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 31.10.2023, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002121/2023-10-31/, konsultiert am 29.03.2024.