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Reinach (AG)

Polit. Gem. AG, Bez. Kulm. Zentrumsgem. im oberen Wynental mit grossem Einzugsgebiet. 1036 Rinacha (Kopie des 14. Jh.), 1045 Rinacha. 1764 1'261 Einw.; 1803 1'672; 1850 2'846; 1900 3'668; 1950 4'891; 2000 7'258. Streufunde aus der Jungsteinzeit sowie mehrere hallstattzeitl. Grabhügel (Sonnenberg), röm. Überreste (Chilebreiti) und alemann. Gräber (Herrenweg) belegen die frühe Besiedelung der Region. Nach ihrer Burg Untere Rinach (1386 zerstört, in der Nachbargem. Burg gelegen) benannten sich die Herren von R., neben denen das Stift Beromünster als Grund-, Zins- und Zehntherr grossen Einfluss ausübte. Das Dorf R. bildete im MA mit Menziken, Burg und dem Wilhof das Gericht R. Die Herrschaftsrechte der Herren von R. fielen 1402 bzw. 1404 an die Fam. Ribi-Schultheiss von Lenzburg und das elsäss. Geschlecht von Mörsberg. 1572 erfolgte die Abtrennung von Menziken aus der Gesamtgem. R. Nach der Eroberung des Aargaus durch Bern 1415 blieb R. bis 1798 Gerichtsort innerhalb der Landvogtei Lenzburg. Kirchlich gehörte R. bis zur Reformation 1528 zur Pfarrei Pfeffikon, dann bildete es mit Menziken, Beinwil am See, Burg und Leimbach eine Kirchgemeinde (1528-29 Kirchenbau), von der sich Menziken und Burg 1890 sowie Beinwil 1933 lösten. Ab dem 14. Jh. sind zwei Mühlen und ein Wirtshaus in R. bezeugt. 1588 erhielt der Ort das Marktrecht und ein Kaufhaus wurde errichtet. Im 16. und 17. Jh. verbreitete sich die Leinwandweberei. Von ca. 1850 bis 1970 war R. ein Zentrum der Tabak- und Zigarrenindustrie, dann gingen die meisten Tabakfabriken wieder ein. Die Wynentalbahn nahm 1904 den Betrieb auf der Strecke Aarau-R.-Menziken auf. Im 20. Jh. siedelten sich mehrere Unternehmen der Metallindustrie an. Wegen der vielen Industriearbeitsplätze verzeichnete die Gem. einen hohen Ausländeranteil an der Wohnbevölkerung (2000: 29%). Fusionsverhandlungen mit den Nachbargemeinden im oberen Wynental wurden aufgrund der zu wenig attraktiven finanziellen Beteiligung durch den Kanton sistiert. Die regionale Zusammenarbeit wird im Rahmen eines regionalen Entwicklungskonzepts verbessert.

Quellen und Literatur

  • SSRQ AG II/1, 373-392
  • W. Merz, Die ma. Burganlagen und Wehrbauten des Kt. Aargau 2, 1906, 449-455
  • P. Steiner, R., 1995
Von der Redaktion ergänzt

Zitiervorschlag

Markus Widmer-Dean: "Reinach (AG)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 17.08.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001726/2010-08-17/, konsultiert am 29.03.2024.