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WaldkirchSG

Politische Gemeinde des Kantons St. Gallen, Region St. Gallen. Umfasst die beiden Orts- und Kirchgemeinden Waldkirch (an der Strasse Engelburg-Bischofszell) und Bernhardzell, die Weiler Sorntal, Ronwil, Hofirst, Edlischwil, Bleichenbach, Schöntal sowie das Gebiet des Tannenbergs. 879 Waldchirichun marcho. 1837 2681 Einwohner; 1850 2601; 1900 2764; 1950 2556; 2000 3040.

1831 wurde in Widenhueb ein grosser römischer Fund aus rund 6000 Münzen (70-256 n.Chr.) entdeckt. Die Gegend war vermutlich ab dem Frühmittelalter besiedelt. Im Sorntal trat ein alemannisches Reihengrab aus dem 7. Jahrhundert zutage. Waldkirch war Grundbesitz des Klosters St. Gallen. 1277/1278 kam es in den Einflussbereich der Herren von Ramschwag, konnte aber von der Fürstabtei St. Gallen bis 1462 zurückgewonnen werden und wurde als Gericht Waldkirch (Offnung 1469) Teil des Oberbergeramts in der Alten Landschaft. In den Appenzeller Kriegen verbündeten sich Waldkirch und Bernhardzell 1401 mit den Appenzellern und der Stadt St. Gallen, worauf die beiden Orte 1403 niedergebrannt wurden. Die Bevölkerung beteiligte sich wiederholt an Volksbewegungen gegen die fürstäbtliche Herrschaft. 1489 wurde in Waldkirch eine Landsgemeinde abgehalten (sogenannte Waldkircher Allianz). 1528 erfolgte die Einführung der Reformation. Ab 1532 wurde die fürstäbtische Herrschaft wiederhergestellt. Waldkirch beteiligte sich an der revolutionären Bewegung des Fürstenlands. Die vermutlich im 9. Jahrhundert erbaute katholische Pfarrkirche St. Blasius wurde 1720-1722 erweitert, 1783 innen neu gestaltet und 1989-1991 vollständig restauriert. 1803 wurde Waldkirch zusammen mit Bernhardzell eine politische Gemeinde des neuen Kantons St. Gallen und gehörte bis zur Neuorganisation des Kantons zum Bezirk Gossau. 1872 verzichtete die Gemeinde auf einen Anschluss an die Nordostbahn (Gossau-Bischofszell). 1361 wird in Waldkirch eine Mühle erwähnt. In der noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts ländlich geprägten Gemeinde herrschte bis ins 18. Jahrhundert Ackerbau vor, später dominierte der Obstbau und ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Milchwirtschaft (1993 elf Käsereien). Die im 19. Jahrhundert aufkommende, in Heimarbeit betriebene Textilindustrie verlor ihre Bedeutung nach der Wende zum 20. Jahrhundert. 1823 erfolgte die Gründung der Spinnerei Sorntal, deren Nachfolgebetrieb 1969 eingestellt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte erneut ein wirtschaftlicher Aufschwung mit vermehrter Bautätigkeit ein.

Quellen und Literatur

  • P. Traxler, Chronik von Waldkirch-Bernhardzell, 1991
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Cornel Dora: "Waldkirch (SG)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 22.08.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001408/2013-08-22/, konsultiert am 29.03.2024.