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Jona

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons St. Gallen, Region See-Gaster. Ihr Gebiet umschloss das Städtchen Rapperswil, mit dem Jona seit 2007 die Gemeinde Rapperswil-Jona bildet. 834 super Johannam fluvium. 1800 ca. 840 Einwohner; 1850 2271; 1900 2534; 1950 4014; 1970 9286; 1980 12'156; 2000 16'947.

Siedlungsspuren und Gräberfunde aus Neolithikum, Bronze- und Hallstattzeit, besonders dicht in der römischen Epoche in Kempraten, Busskirch, Wagen-Kastlet. Der Vicus in Kempraten ist die grösste bisher bekannte römische Siedlung im heutigen Kanton St. Gallen. In Busskirch steht die Martinskirche auf römischen Bauresten. Alemannengräber aus dem 7. Jahrhundert in den Ruinen von Kempraten bezeugen die alemannische Einwanderung um 600. In der Folge entstanden auf dem ehemaligen Gemeindegebiet sechs Weiler, die sich zu kleinen Kirchdörfern und Allmendgenossenschaften entwickelten: Jona, Busskirch, Kempraten, Wurmsbach, Bollingen und Wagen.

Um 1200 vereinigten die Edlen von Rapperswil Grundherrschaft und hohe Gerichtsbarkeit, was die Joner Bauern zum einheitlichen Stand der Hofleute machte. Die kirchliche Betreuung blieb unterteilt: In Busskirch behauptete das Kloster Pfäfers bis 1838 Kollaturrecht, Zehnten und Grundzinse; in Wagen gehörten Kirche und Zehnten dem Kloster Einsiedeln bis 1803; die Kirche in Bollingen wurde 1229 von den Grafen Diethelm von Toggenburg und Rudolf von Rapperswil dem Prämonstratenserkloster Rüti (ZH) übertragen; der Weiler Wurmsbach mit der frühmittelalterlichen Pfarrkirche St. Dionys verlor durch die Gründung des Zisterzienserinnenklosters Wurmsbach (1259) stark an Bedeutung und wurde 1369 der Pfarrei Busskirch einverleibt. Die Gründung der Pfarrei Jona, wohl durch die Herren von Rapperswil liegt im Dunkeln, für 1260 ist erstmals ein Pfarrer nachgewiesen. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde sie in die Verwaltung der Pfarrei der Stadt Rapperswil, integriert (bis 1819). Im 15. Jahrhundert bestanden vier Schwesternhäuser: Widen, Grüenwald, Ferrenwald und Balberin.

Nach dem Aussterben der Grafen von Rapperswil kam die Herrschaft in die Hand der Habsburger, bis sie 1415 von der Stadt Rapperswil übernommen wurde. Die fünf noch bestehenden Dörfchen («Höfe», ohne Wurmsbach) bildeten nun das Untertanenland der Stadt Rapperswil. Mit Hilfe der Hofleute obsiegte im Juli 1531 die Reformation, begleitet vom Bildersturm, wurde aber nach zwei Monaten durch die Schirmorte von Rapperswil rückgängig gemacht. 1798 wünschten die armen Hofleute mit den Stadtbürgern eine Gemeinde zu bilden, doch die Rapperswiler wollten die Gemeindegüter nicht mit dem ehemaligen Untertanenland teilen, das deshalb eine eigene Gemeinde bildete und sich auch kirchlich und wirtschaftlich von der Stadt ablöste. Da die Ortsgemeinde Rapperswil weiterhin auf alten Vorrechten beharrte, dauerte die völlige Ausscheidung des Armenwesens und der Pfarrei bis 1850.

Noch um 1800 lebten die Einwohner überwiegend von der Landwirtschaft; einige Kleinstbauern arbeiteten auch als Taglöhner, Schneider, Schuhmacher und Weber. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden am Stadtbach auf der Grenze zwischen Jona und Rapperswil die Baumwollspinnereien der Gebrüder Braendlin und Christian Näf (Nachfolger Johann Hürlimann), danach in Kempraten eine Lederfabrik und eine Brauerei, in der Folge weitere Gewerbebetriebe sowie die Fabrikantenvillen Grünfels und Meienberg; zu ihnen gesellten sich die Kosthäuser im Löli, Stämpfli und auf der Allmend sowie neu gegründete Gasthäuser im Dorfkern von Jona. In dieser Zeit entstanden die Schulhäuser im Lenggis (1815), in Jona (1828), Wagen (1828) und Bollingen (1837). Während des ganzen 19. Jahrhunderts blieb Jona mehrheitlich eine Bauerngemeinde, mit Milchwirtschaft und Weinbau, dennoch verdreifachte sich die Einwohnerzahl zwischen 1800 und 1900.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Jona zum beliebten und preisgünstigen Wohn- und Industrieort im St. Galler Linthgebiet. Der Bauboom entfachte ein vielfältiges Gewerbe: Aus der Bauerngemeinde wurde bis zur Fusion 2007 die zweitgrösste und finanzkräftigste Gemeinde des Kantons mit Einkaufszentren und grosszügigen Schul-, Sport- und Freizeitanlagen und mit einer Technischen Hochschule. Die alten Kirchdörflein (ausgenommen Bollingen) haben sich zu einer zusammenhängenden Agglomeration erweitert. Gegen 1000 Betriebe bieten 6500 Arbeitsplätze; zu den grössten zählen die Geberit-Gruppe, die Zementherstellerin Holcim (früher Holderbank), Vinora AG, Heinrich Schmid AG, Feinstanz AG, Turmix AG, Kundert Kunststoff sowie Helbling Schalttafel- und Metallbau.

Quellen und Literatur

  • E. Halter, Gesch. der Gem. Jona, 1970
  • E. Halter, F. Elsener, Der Joner Hofrodel, 1979
  • A. Frei, Jona während der Helvetik, 1998
  • B. Frei, Jona, 2004
Von der Redaktion ergänzt
  • Anderes, Bernhard: Der Seebezirk, 1966, S. 73-175 (Die Kunstdenkmäler des Kantons St. Gallen, 4).
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Alois Stadler: "Jona", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.05.2017. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001370/2017-05-18/, konsultiert am 29.03.2024.