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Balgach

Polit. Gem. SG, Bez. Unterrheintal. Die Gem. umfasst neben dem unmittelbar am Fusse der appenzell. Hügelzone und an der Hauptstrasse St. Margrethen-Altstätten gelegenen Dorf B. (890/91 Palgaa) auch einen Teil von Heerbrugg. 1850 1'435 Einw.; 1900 1'733; 1910 2'200; 1950 2'644; 1990 3'538. Die älteste Erwähnung B.s betrifft Königsgut (Forst). 1166 und 1210 sind Edle von B. erw., womögl. Vorfahren der ab 1270 erw. Grünenstein, die sich nach der von ihnen errichteten Burg nannten. 1781 wurde die alte Burg bis auf den Turmstock (13. Jh.) abgerissen und das heutige Schloss Grünenstein, Wahrzeichen B.s, im Barockstil neu aufgebaut. 1347 übertrugen die Frh. von Sax ihre Vogtei über den Hof B. dem Frauenstift Lindau, das sie 1510 der Fürstabtei St. Gallen veräusserte. Dem Niedergericht sass der fürstäbt. Ammann von Altstätten vor. Bis 1798 war B. Teil der Landvogtei Rheintal. 1803 entstand im neu gegr. Kt. St. Gallen die polit. Gem. B. (1826 Schaffung der Ortsgem.). Eine zur Pfarrei Marbach gehörige Kapelle ist 1419 belegt. 1521 wurde B. zur Pfarrei erhoben. Fast alle Einw. traten 1528 zur Reformation über, um nur drei Jahre später z.T. zum alten Glauben zurückzukehren. Bis zur Abkurung und dem Bau einer kath. Kirche (1826) wurde die Pfarrkirche parität. genutzt; das Patronatsrecht lag beim Fürstabt von St. Gallen. 1938 löste sich das kath. Heerbrugg von B.

In Verdrängung des Ackerbaus dehnten sich v.a. im 15. und 16. Jh. an den Hängen der Rebbau, in den von Auwäldern durchsetzten Riedgebieten (Streuwiesen, Weiden) der Rheinebene sowie in den höheren Hanglagen die Viehwirtschaft aus. In der 2. Hälfte des 20. Jh. verringerte sich die Zahl der Milchproduzenten markant (1958 48, 1990 16). Auftrieb erhielt dagegen in jüngster Zeit wieder der Rebbau (1990 20 ha). Bis ins 19. Jh. wurde das Bad B. betrieben. Gegen Ende des 19. Jh. entwickelte sich B. zum Zentrum der Unterrheintaler Stickerei. Die zunehmende Fabrik- und Heimstickerei löste nach 1900 ein rasches Bevölkerungswachstum aus. Im Sog der Industrialisierung Heerbruggs, das im Gegensatz zu B. eine Station an der 1858 eröffneten Bahnlinie erhalten hatte, wandelte sich B. im 20. Jh. zur Industriegem. (Leica AG). 1990 arbeiteten 76% der Erwerbstätigen im 2. Sektor. Das Ortsbild von B. ist von regionaler, das Alte Rathaus (1566, Ortsmuseum) von nationaler Bedeutung.

Quellen und Literatur

  • J. Boesch, Der Hof B. - Die Gem. B., 1968
  • E. Metzler et al., «B. - Rheintalerdorf mit besonderen Kostbarkeiten», in Unser Rheintal 50, 1993, 195-243
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Johannes Vogel: "Balgach", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 07.12.2001. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001333/2001-12-07/, konsultiert am 28.03.2024.