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Tübach

Politische Gemeinde des Kantons St. Gallen, Region Rorschach. Das Dorf im Städtedreieck Rorschach-St. Gallen-Arbon besteht im Wesentlichen aus Tübach und dem Weiler Aach. 1207 Tiuffenbach. 1800 340 Einwohner; 1850 359; 1900 569; 1950 665; 2000 1057.

Im Mittelalter besass die Abtei St. Gallen Grundbesitz. Der 1207 erwähnte Kehlhof war bis ins 18. Jahrhundert ein landwirtschaftlicher Grossbetrieb. Grundbesitzer waren im 13. Jahrhundert der Bischof von Konstanz, im 13. und 14. Jahrhundert die Herren von Rorschach. Die Reichsvogtei Tübach ging 1331 als Pfand an Eberhard von Bürglen, 1351 an Hermann von Breitenlandenberg, sodann an die Schenken von Castel, bis sie 1464-1466 an die Fürstabtei St. Gallen zurückfiel. Ab Beginn des 16. Jahrhunderts bildete Tübach eine Hauptmannschaft des fürstäbtischen Niedergerichts Rorschach. 1566 wurde eine Hofrechts- und Einzugsordnung erlassen. Kirchlich gehörte Tübach zu Steinach. 1529 schloss sich das Dorf der Reformation an, kehrte aber 1532 zum alten Glauben zurück. 1742 machte sich Tübach gegen den Willen der Pfarrei Steinach selbstständig. 1649 wurde die Kapelle Zu unserer lieben Frauen Hilfe, 1744-1746 die Pfarrkirche Mariahilf erbaut. 1905 wurde das 1616 in Rorschach gegründete, seit 1847 unter der Jurisdiktion des Bischofs von St. Gallen stehende Kapuzinerinnenkloster St. Scholastika wegen des Bahnhofsumbaus und der Industrialisierung von Rorschach nach Tübach verlegt. In dem von August Hardegger entworfenen Gebäude wohnten 1905 34, 1958 40, 1985 25 und 2012 8 Schwestern. Das Kloster lebt in erster Linie von der Hostienbäckerei. Daneben besass es 1990 zwei Pachtgüter mit Milchwirtschaft und Obstbau (10,8 ha und 3,5 ha) sowie gut 2 ha Wald.

1582 errichtete Leonhard Straub eine Papiermühle, die bis nach 1740 bestand. 1584 folgte eine Druckerei, die mit wechselnden Besitzern bis 1622 in Betrieb war. Dort druckte Straub 1597 mit dem Impressum Reichshof Rorschach das erste Periodikum der Schweiz, den "Annus Christi". Ab dem 17. Jahrhundert erbauten Adlige und reiche Stadtbürger in Tübach Landsitze. Das Dorf lebte von der Landwirtschaft, vor allem vom Obst- und Rebbau. Letzterer wurde bis um 1900 betrieben. 1902 entstand eine Raiffeisenkasse, 1930 das Rehabilitationszentrum Mühlhof für Alkoholkranke mit angegliedertem Landwirtschaftsbetrieb. Bis in die 1960er Jahre war Tübach eine Bauerngemeinde mit wenig Gewerbe. Mit dem Bauboom ab 1970 entstanden neue Quartiere; Gewerbe und kleinere Industriebetriebe siedelten sich an. 1803 wurden Tübach, Steinach und Berg zur politischen Gemeinde Steinach vereinigt, die zu dem bis 2002 bestehenden Bezirk Rorschach gehörte. Nach dem Ausscheiden Steinachs 1832 bildeten Tübach und Berg die politische Gemeinde Berg. 1845 erlangte Tübach die politische Selbstständigkeit. Seit 1993 arbeitet ein Gemeindeammann im Vollamt. 1976 erliess die Gemeinde einen Zonenplan, 1980 wurde das Mehrzweckgebäude, 1997 die Regionale Sport- und Erholungsanlage Kellen Tübach eingeweiht.

Quellen und Literatur

  • F. Willi, «Aus der Gesch. des Reichshofs Tübach», in Rorschacher Njbl., 1937, 47-52
  • HS V/2, 1086-1094
  • T. Müller, Tübach, 1986
  • J. Huber, Tübach, 2000
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Peter Müller: "Tübach", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 29.11.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001330/2012-11-29/, konsultiert am 29.03.2024.