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Wolfhalden

Politische Gemeinde des Kantons Appenzell Ausserrhoden, ehemaliger Bezirk Vorderland. Strassendorf am Kurzenberg, umgeben von mehreren Weilern und Einzelhöfen. 1445 wird das Gefecht an der Wolfhalden, 1540 der Hof Wolfhalden erwähnt. 1667 1215 Einwohner; 1813 1996; 1850 2212; 1900 2786; 1950 2184; 1980 1632; 2000 1689.

Die Höfe Hasli und Sonder sind bereits 1225 bezeugt. Das Gebiet von Wolfhalden gehörte im 13. und 14. Jahrhundert mit dem restlichen Kurzenberg zum bischöflich-konstanzischen Hof Thal und zur Vogtei Rheineck. Nach den Appenzeller Kriegen (1401-1429) bildete Wolfhalden innerhalb der Gemeinde Kurzenberg den sogenannten Mittleren Strich. Kirchlich zählte es bis 1652 zur Pfarrei Thal, mit welcher es um 1529 den Übertritt zur Reformation vollzog. Streitigkeiten mit Heiden um den Standort der Kurzenberger Kirche führten 1651-1652 zum Kirchenbau im Weiler Wolfhalden. 1658 bildeten die Kirchgenossen der neuen Kirche eine selbstständige Gemeinde. Die Grenzbereinigung mit Lutzenberg wurde 1666-1667 abgeschlossen. Die Aufteilung der Kurzenberger Allmend erfolgte 1771-1772, diejenige des Wolfhäldler Stücks unter den Ortsbürgern 1835-1841. Ackerbau, Viehwirtschaft, Weinbau und Textilgewerbe waren von der Gründung der Gemeinde an die Haupterwerbszweige; Acker- und Weinbau verschwanden nach 1945. Wolfhalden wies im 18. Jahrhundert sieben Kornmühlen sowie 1784-1843 eine Pulvermühle auf. Versuchen zur Seidenraupenzucht in den 1830er und 1840er Jahren war kein nachhaltiger Erfolg beschieden. Besonders gut etablierte sich in Wolfhäldler Kellern die ab 1831 eingeführte Seidenbeuteltuchweberei (Müllereigaze) in Heimarbeit; 1890 liessen neun Firmen in Wolfhalden weben, von denen sich sieben 1907-1912 zur Schweizerischen Seidengazefabrik (ab 1995 Sefar) zusammenschlossen. Diese stellte 1930 auf mechanische Webstühle um. 1941 waren 342 von 885 Berufstätigen in Wolfhalden Seidenweber, 115 der Berufstätigen arbeiteten auswärts. Die heimindustriellen Seidenweber verschwanden in den 1950er und 1960er Jahren; dafür entstand 1960-1964 eine grosse mechanische Anlage der Schweizerischen Seidengazefabrik AG. 1890-1914 profitierte Wolfhalden von einem beachtlichen Fremdenverkehr. In den 1960er Jahren stieg das lokale Arbeitsangebot stark an. Haupterwerbszweige sind seither Herstellung von Präzisionsgeweben, Kunststoffverarbeitung, Handwerk- und Dienstleistungsbetriebe sowie die Landwirtschaft. 2005 stellte der 1. Sektor 10%, der 2. gut 61% der Arbeitsplätze in der Gemeinde.

Quellen und Literatur

  • Aus der Gesch. von Woflhalden, 1652-1952, 1952
  • Kdm AR 3, 1981, 219-276
  • E. Züst, Wolfhalden, 1997
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Thomas Fuchs: "Wolfhalden", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 11.01.2015. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001312/2015-01-11/, konsultiert am 29.03.2024.