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Romont (FR)

Politische Gemeinde des Kantons Freiburg, Hauptort des Glanebezirks, Knotenpunkt an den Strassen nach Freiburg, Lausanne und Bulle, an der Grenze zum Kanton Waadt gelegen. 1868 Fusion mit Arruffens, 1981 mit Les Glânes. 1177 in Rotundo Monte, 1244 Romont, deutsch früher Remund. 1278 230 Feuerstätten; 1364 330; 1417 rund 400; 1850 1386 Einwohner; 1900 2110; 1950 2807; 2000 3964.

Bronzezeitliche Funde, fünf Tumuli aus der Hallstattzeit in Bossens, mehrere frühgeschichtliche Siedlungsspuren, römische Gebäudereste (villa?) bei Bochanat. Die angebliche Gründung Romonts im Jahr 921 durch den burgundischen König Rudolf II. ist eine Legende. Eine Urkunde der Abtei Hauterive von 1177 erwähnt Romont als bewaldeten Hügel. 1239 veräusserte Anselme (oder Nantelme) von Billens Peter II. von Savoyen die Rechte an dem Hügel, damals Territorium des Bischofs von Lausanne. Peter II. entsandte einen Kastlan nach Romont (1240 bezeugt), liess eine Burg bauen und gründete 1240 neben der Burgsiedlung (castrum) einen neuen Flecken (burgum). 1244 konsolidierte er mit dem Frieden von Evian zwischen dem Bischof von Lausanne und dem Haus Savoyen seine Stellung in Romont. Die Burg (Grand Donjon) mit typisch savoyischem Viereckgrundriss wurde jedenfalls vor 1260 fertiggestellt. Sie stürzte 1579 teilweise ein und wurde bis 1591 von Freiburg wieder aufgebaut. Eine weitere Burg mit Rundturm, früher Petit Donjon, heute Boyer-Turm genannt, entstand zwischen 1250 und 1260 und geht höchstwahrscheinlich auch auf Peter II. zurück. Die Ringmauer verzeichnete drei Tortürme Richtung Billens, Mézières und Freiburg, die zwischen 1842 und 1854 abgerissen wurden. Zwischen 1843 und 1865 zerstörten fünf Brände das einstmals gotische Stadtzentrum von Romont, was eine Modernisierung der Architektur nach sich zog.

Ansicht von Südosten. Fotografie von Léon de Weck, 1887 © Kantons- und Universitätsbibliothek Freiburg, Sammlung Léon de Weck-Georges de Gottrau.
Ansicht von Südosten. Fotografie von Léon de Weck, 1887 © Kantons- und Universitätsbibliothek Freiburg, Sammlung Léon de Weck-Georges de Gottrau. […]

Romont war nach Lausanne eine der wichtigsten Städte der Waadt. Ende des 13. Jahrhunderts zählte es über 1000, vor den Burgunderkriegen nahezu 1500 Einwohner. Als Hauptort einer Kastlanei war es zuerst ein bedeutendes Bindeglied zwischen Freiburg und den savoyischen Besitztümern im Genferseegebiet, später auch Basis für die Expansion gegen Norden. Den Waadtländer Landständen diente es mehrmals als Versammlungsort. Vermutlich zwischen 1285 und 1293, spätestens 1328, erhielt Romont ein Stadtrecht nach dem Muster Moudons. Da 1284 bereits Bürger bezeugt sind, darf man auf eine frühe Ausbildung der städtischen Institutionen schliessen. Dem vom Syndic geleiteten Bürgerrat oblag die Aufsicht über die städtische Infrastruktur (Hospiz, Schule, Sondersiechenhaus, Öfen, Mühlen, Brunnen). Wie der Kastlan blieb der Syndic für ein Jahr im Amt, das er wiederholt bekleiden konnte.

Während der Burgunderkriege steckten Berner und Freiburger die Stadt zweimal in Brand und plünderten sie. Romont blieb seinen savoyischen Herren bis zur bernischen Eroberung der Waadt 1536 treu; damals unterwarf es sich Freiburg, um den katholischen Glauben zu behalten. Es war bis 1798 Hauptort der Landvogtei Romont und bis 1803 des gleichnamigen Distrikts. Im sogenannten Stecklikrieg 1802 hielt das Städtchen zur helvetischen Republik. 1803-1848 war Romont Präfektur, danach Hauptort des Glanebezirks. Einzig während des Aufstands von Nicolas Carrard, an dem sich Romont 1850-1851 beteiligte (Carrard-Aufstände), geriet die Stadt in Konflikt mit Freiburg. Die Gemeinde wird von einem neunköpfigen Gemeinderat (Exekutive) und einem fünfzigköpfigen Generalrat verwaltet (2006-2011 18 CVP, 13 SP, 9 FDP, 5 SVP und 5 Horizons nouveaux).

Kirchlich gehörte Romont zur Pfarrei Billens, bis der Bischof von Lausanne 1244 die Patronatsrechte an Peter II. von Savoyen abtrat und diesem die Errichtung einer Pfarrei (Dekanat Vevey bis 1536, dann Romont) gestattete. 1516 gewährte der Herzog von Savoyen der lokalen Geistlichkeit das Patronat über die Kirche Cudrefin; 1539-1869 besass diese auch dasjenige über Attalens. Die 1296 geweihte Pfarreikirche Notre-Dame stammt von 1271. Durch die Feuersbrunst von 1434 fast vollständig zerstört, wurde sie am selben Standort wieder aufgebaut und erweitert sowie 1456 neu geweiht. Seit 1515 wird sie aufgrund ihrer Grösse als Kollegiatskirche bezeichnet, obwohl sie nie ein Kapitel beherbergte. Romont ist für die Karfreitagsprozession der "Pleureuses" bekannt, die auf eine Kreuzprozession zurückgeht. Diese hatte 1755 ihrerseits das 1456 erstmals durchgeführte Passions- und Mysterienspiel abgelöst.

1591-1664 unterhielten verschiedene Schwesterngemeinschaften (ab 1591 Klarissen von Evian, ab 1636 Annuntiatinnen, ab 1636 und 1685-1700 Ursulinen) und 1797-1806 die Trappisten ein Kloster in Romont. Heute besteht von den früheren klösterlichen Institutionen nur noch das 1268 gegründete Zisterzienserinnenkloster La Fille-Dieu. Im Spätmittelalter unterhielten die Beginen, Franziskaner, Dominikaner, Augustiner Eremiten, Prämonstratenser, Benediktiner (bis 1398) und die Zisterzienser von Hauterive eine Herberge für ihre Brüder auf Wanderschaft. Mit den Minimen liess sich 1620 erstmals eine Klostergemeinschaft innerhalb der Stadtmauern nieder. Nach ihrer Ausweisung 1725 folgten ihnen 1727 die Kapuziner, deren Konvent bis 1979 bestand.

Da Romont ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt war, an dem sich Pilger, Reisende und Händler einfanden, schuf die Stadt eine geeignete Infrastruktur. So war das 1275 bezeugte Burgerspital im Mittelalter Herberge für Pilger sowie Spital und Gefängnis im Ancien Régime. Nach dem Brand von 1843 wieder aufgebaut, wurde es nach der Eröffnung des Bezirksspitals Billens 1864 in ein Wohngebäude umgewandelt. Die Buchhaltung des Syndic bezeugt das Wirken eines Schulmeisters für das ausgehende 14. Jahrhundert. 1404 ist ein rector scholarum erwähnt; ab 1468 bestand eine Kirchenschule, ab Anfang des 17. Jahrhunderts eine Mädchenschule. Von Mitte des 18. Jahrhunderts bis 1859 existierte eine Lateinschule, die danach in der Sekundarschule Saint-Charles aufging (1884-1973 mit Pensionat). 1974 zog die Sekundarschule in neue Gebäude in Arruffens um.

Nebst dem bis ins 20. Jahrhundert bedeutsamen Ackerbau und der Viehzucht entwickelten sich in Romont auch Gewerbebetriebe (Tuch- und Sensenherstellung im 15. Jh., Glockengiesserei Guillet Ende des 16. Jh.). 1244 gewährte der Bischof einen Wochenmarkt, später noch zwei Jahrmärkte. Nach dem verheerenden Stadtbrand von 1434 bewilligte der Herzog von Savoyen zwei zusätzliche Messen, um die Stadtentwicklung wieder zu fördern. Vom 19. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg war Romont berühmt für seine Viehmärkte; es galt insbesondere als das Zentrum des Pferdehandels in der Westschweiz.

1862 weihte Romont seinen Bahnhof an der Linie Bern-Lausanne ein, 1868 wurde die Strecke nach Bulle eröffnet. Die fünf Feuersbrünste im 19. Jahrhundert (1843-1865) fielen in die Zeit eines ersten Wirtschaftsaufschwungs der Stadt, die vom Anschluss an das Telegrafennetz und dem Ausbau der Strassen profitierte. Gleichzeitig entstanden mehrere Schnapsbrennereien sowie erste Lokalzeitungen wie die "Feuille fribourgeoise d'annonces" (1890). Doch erst mit der Electroverre Romont 1935 hielt die Industrie wirklich Einzug. Nach 1960 wurden in Richtung Arruffens Industriezonen eingerichtet, in denen sich einige Grossunternehmen – unter anderen 1976 Tetrapak – und die Armee niederliessen. Dennoch bilden kleine und mittlere Unternehmen das Rückgrat der regionalen Wirtschaft. In der Zwischenkriegszeit war die Gruppe Saint-Luc in Romont aktiv. Auf ihr Wirken geht das 1981 im Schloss eröffnete Musée suisse du vitrail et des arts du verre zurück (ab 2006 Vitromusée), das entscheidend zur Entwicklung des städtischen Tourismus beigetragen hat.

Quellen und Literatur

  • P. Jäggi, Unters. zum Klerus und religiösen Leben in Estavayer, Murten und Romont im SpätMA, 1994
  • A. Lauper, Romont, cité à découvrir, 1994
  • A. Lauper, «"Clausa est janua": l'ancien couvent des capucins de Romont», in Freiburger Kulturgüter, 1995, Nr. 4, 36-45
  • N. Schätti, Collégiale de Romont, 2 Bde., 1997
  • D. de Raemy, Châteaux, donjons et grandes tours dans les Etats de Savoie (1230-1330), 2004, 98-101, 173-177
  • F. Defferrard, «Romont, fondation d'une ville tournée contre Fribourg?», in Stadtgründung und Stadtplanung, hg. von H.-J. Schmidt, 2010, 313-336
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Florian Defferrard: "Romont (FR)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 24.05.2012, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000876/2012-05-24/, konsultiert am 29.03.2024.