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Oberurnen

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Glarus, bildet seit 2011 mit Bilten, Filzbach, Mollis, Mühlehorn, Näfels, Niederurnen und Obstalden die neue Gemeinde Glarus Nord. Industriedorf im Glarner Unterland, ältester Dorfteil auf dem Schuttkegel der Rüfirunse. Um 1340 Obern Urannen. 1850 691 Einwohner; 1900 862; 1950 1181; 2000 1811; 2010 1963.

Oberurnen: Situationskarte 2010 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2020 HLS.
Oberurnen: Situationskarte 2010 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2020 HLS.

Zusammen mit Niederurnen gehörte Oberurnen im Hochmittelalter zum Kloster Schänis und war dem Kloster Säckingen abgabenpflichtig. Die Vorburg, auf einem Felssporn oberhalb des Dorfs gelegen, ist die bedeutendste Burgruine des Kantons. Sie wurde vermutlich als habsburgischer Verwaltungssitz um 1300 errichtet, 1369 einem Rudolf Stucki verpfändet und spätestens im 15. Jahrhundert verlassen. Oberurnen beteiligte sich nach 1280 am Bau der Molliser Kapelle, die 1319 zur Kirche auch für Näfels und Oberurnen erhoben wurde. Da diese beiden Gemeinden die Reformation ablehnten, bildeten sie 1532 eine eigene katholische Pfarrei und bauten 1592 die Dreifaltigkeitskapelle mit zum Teil wertvoller Ausstattung. 1868 trennte sich Oberurnen von der Pfarrei Näfels und weihte die eigene Kirche St. Georg ein. Oberurnens Landwirtschaft basierte im Mittelalter auf der Schafzucht, die sich allmählich auf die Grossviehzucht verlagerte. Im Berggebiet der Gemeinde wurden 1704 die Schwänditalalpen auf drei Alpkorporationen verteilt, zu denen sich die Dorfgenossen vermutlich zur Steigerung des Ertrags zusammenschlossen. 1839 kaufte Oberurnen die Sonnenalp. Kurz nach der Linthkorrektion setzte die Industrialisierung ein. 1833 wurde eine Spinnerei und 1836 eine Baumwolldruckerei eingerichtet. Letztere wurde 1890 durch eine Seidenweberei abgelöst, die 1974 einging. 1887 nahm die Schraner AG ein Gesenkschmiedewerk in Betrieb. Das 1851 erbaute Dorfschulhaus wurde 1927 vergrössert. Gemeinsam mit Näfels errichtete Oberurnen 1860 ein Schulhaus im Schwändital für die Schüler des Berggebiets. 1875 erhielt die Gemeinde Anschluss ans Eisenbahnnetz der Schweizerischen Nordostbahn. 1906 ging das Elektrizitätswerk in Betrieb. 1963-1964 wurde ein weiteres Schulhaus gebaut, 1969 die heilpädagogische Tagesschule (seit 2004 Heilpädagogisches Zentrum Glarnerland) eröffnet und 1976 das Mehrzweckgemeindehaus eingeweiht. Kleinere Industrie- und zahlreiche Gewerbebetriebe bieten Beschäftigung. 2005 stellte der 1. Sektor 21%, der 2. 31% und der 3. 48% der insgesamt 266 Arbeitsplätze von Oberurnen.

Quellen und Literatur

  • I. Tschudi-Schümperlin, J. Winteler-Marty, Glarner Gemeindewappen, [1941], 167 f.
  • Glarner Nachrichten, 20.2.1976 (Beilage)
  • Oberurnen, 1978 (Gemeindebroschüre)
Von der Redaktion ergänzt
  • Bräm, Andreas : Glarus Nord, 2017, S. 244-269 (Die Kunstdenkmäler des Kantons Glarus, 2). 
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Karin Marti-Weissenbach: "Oberurnen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.11.2020. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000780/2020-11-19/, konsultiert am 28.03.2024.