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Bilten

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Glarus, bildet seit 2011 mit Filzbach, Mollis, Mühlehorn, Näfels, Niederurnen, Oberurnen und Obstalden die neue Gemeinde Glarus Nord. Im nördlichsten Teil des Kantons am südlichen Rand der Linthebene gelegen. Vom ursprünglichen Strassendorf mit seinen Dorfteilen Oberbilten, Unterbilten und Rufi dehnt sich die Siedlung gegen den Linthkanal aus. An der Grenze zum Kanton Schwyz liegt der Weiler Ussbühl. Um 1050 Billitun. 1850 681 Einwohner; 1900 555; 1950 706; 2000 1882; 2010 2001.

Bilten: Situationskarte 2010 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2020 HLS.
Bilten: Situationskarte 2010 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2020 HLS.

Das Gebiet war eventuell schon in römischer Zeit besiedelt. Teile von Bilten gehörten etwa ab Mitte des 11. Jahrhunderts zur Grundherrschaft des Klosters Schänis, wohin Bilten vom 12. Jahrhundert an auch kirchgenössig war. Eine Papsturkunde von 1178 bestätigte die Besitzungen von Schänis in Bilten. Die St. Katharinenkapelle unterhalb des Dorfes ist 1345 bezeugt. Bis zur Aufnahme in das Land Glarus, 1405/1406 oder 1415, gehörte Bilten zum Gaster. Die Grundzinsen des Schäniser Stifts lösten die Dorfgenossen 1412 ab. 1528 trat die Mehrzahl der Einwohner zum reformierten Glauben über und war in der Folge nach Niederurnen pfarrgenössig. 1607 wurde die Kirche Bilten geweiht, 1612 erfolgte die vollständige Ablösung von Schänis. Im 16.-18. Jahrhundert nahm die Intensität der Alpnutzung einer wohl exportorientierten Grossviehzucht zu. Danach verlagerte sich das Gewicht allmählich auf die Milchwirtschaft. Als Denkmal von nationaler Bedeutung gilt die Giebelstube (mit Renaissancetäfer von 1618) des 1608 erbauten sogenannten Elsenerhauses. Im 18. Jahrhundert kam Bilten eine gewisse Bedeutung als Glarner Zollstation zu. Die vor allem in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zunehmende Versumpfung der Linthebene förderte Krankheiten, welche erst die Linthkorrektion von 1807-1823 beseitigte. 1839 entstand das erste Schulhaus, 1853 die Knabenerziehungsanstalt (1944 geschlossen) im Elsenerhaus. 1875 erhielt Bilten Anschluss an das Netz der Nordostbahn. 1887-1939 wurde der Biltener Bach verbaut, der zuvor wiederholt Verwüstungen angerichtet hatte. Bilten blieb bis zum Bau der Grossmetzgerei Kunz AG (1958, 1995 geschlossen) und der Dämm- und Verpackungsstofffirma Wannerit AG (1964) ein ländlicher Ort mit einigen Gewerbebetrieben. Die gute Verkehrslage und der Anschluss an die A3 (1973) förderten den industriellen Aufschwung (1990 77% in Bilten Erwerbstätige im 2. Sektor). Seit 1976 ist die Abwasserreinigungsanlage für das Glarner Grosstal, Mittel- und Unterland sowie die sankt-gallischen Gemeinden Weesen und Amden in Betrieb.

Quellen und Literatur

  • F. Winteler, Beitr. zur Biltner Gesch., 1973
Von der Redaktion ergänzt
  • Bräm, Andreas : Glarus Nord, 2017, S. 316-347 (Die Kunstdenkmäler des Kantons Glarus, 2). 
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Karin Marti-Weissenbach: "Bilten", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.11.2020. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000759/2020-11-19/, konsultiert am 28.03.2024.