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Unterschächen

Politische Gemeinde des Kantons Uri. Hinterste Ortschaft des Schächentals am Aufstieg zum Klausenpass. 1290 underschechen. 1687 200 Einwohner; 1743 295; 1799 452; 1850 475; 1900 619; 1950 627; 2000 764.

Der Dorfkern von Norden. Fotografie von Michael Aschwanden, um 1900 (Staatsarchiv Uri, Altdorf).
Der Dorfkern von Norden. Fotografie von Michael Aschwanden, um 1900 (Staatsarchiv Uri, Altdorf). […]

Alemannische Besiedlung im Frühmittelalter. Das Fraumünster Zürich hatte in Unterschächen eine Schweig und Zinsgüter, der Grossteil des Bodens war bäuerliches Eigen. Kirchlich gehörte das Schächental zur Landespfarrei Bürglen. 1290 stifteten die Talbewohner als Kaplaneipfrund die Kapelle St. Michael in Spiringen, die 1591 zur Pfarrkirche wurde. Die Kapelle St. Theodul auf dem Biel in Unterschächen ist um 1500 nachgewiesen, der heutige Bau entstand 1681-1684. Nach der Stiftung einer eigenen Kaplaneipfrund 1675 trennte sich Unterschächen 1687 von Spiringen. Mit der Abkurung erfolgte auch die politische Verselbstständigung. 1290 noch als villa (Weiler), 1497 hingegen als gnossame bezeichnet, bildete Unterschächen mit Wassen eine Genosssame und sandte drei Mitglieder in den Landrat. Die einheimischen Familien Fürst, Der Frauen und Kuon spielten vom 13. bis zum 16. Jahrhundert eine Rolle in der Landespolitik. Neben der Land- und Alpwirtschaft boten ein im 15.-18. Jahrhundert vom Land Uri betriebenes Naturheilbad, die Holzverarbeitung mit gemeindeeigener Säge und der Solddienst Verdienstmöglichkeiten. 1870 wurde ein Fahrsträsschen bis Unterschächen gebaut, 1900 die Klausenstrasse eröffnet. Seit 1880 verkehren regelmässige Postkurse nach Unterschächen, seit 1899 im Sommer bis Linthal. Das Strassennetz für die sonnseitigen Heimwesen wurde 1982 fertiggestellt. 1955-1956 wurden Lawinenverbauungen ob dem Dorf errichtet, seit 1987 im Windgällengebiet. Der Aufschwung des Sommertourismus setzte um die Wende zum 20. Jahrhundert ein, in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden Wintersportanlagen. 1945 verselbstständigte sich die Korporationsbürgergemeinde, 1975 die Kirchgemeinde. 1974 wurde in Spiringen die Kreisschule für die Oberstufe der beiden Dörfer eröffnet. 2010 legten die beiden Dörfer Schulrat und Schulleitung zusammen. Das Gewerbe besteht vor allem aus Holzverarbeitungsbetrieben. 2005 stammten noch zwei Drittel der Arbeitsplätze aus der Landwirtschaft.

Quellen und Literatur

  • C.F. Müller, Unterschächen, 1958
  • H. Stadler, A. Herger, Spiringen, Gesch. der Pfarrei, 1991
  • H. Stadler-Planzer, Die Pfarrkirche St. Theodul und die Kapellen von Unterschächen, 1998
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Hans Stadler: "Unterschächen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 13.02.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000708/2013-02-13/, konsultiert am 28.03.2024.