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Attinghausen

Politische Gemeinde des Kantons Uri. Brückenort an der Reuss, mit der Burgruine der ehemaligen Freiherren von Attinghausen. 1240 Attingenhusen. 1743 354 Einwohner; 1799 484; 1850 516; 1900 528; 1950 993; 2000 1487.

Streufunde weisen auf eine voralemannische Bevölkerung hin, welche bis in die Bronzezeit zurückreichen könnte. Die alemannische Besiedlung setzte im 7. bis 8. Jahrhundert ein. Seit dem 12. Jahrhundert werden auch die Alpgebiete am Surenenpass genutzt, was zu einem erst 1513 beigelegten Alpstreit mit dem Kloster Engelberg führte. Neben adligem und klösterlichem Grundbesitz bestanden im Spätmittelalter bäuerliche Eigengüter und genossenschaftlich genutzte Alpen. Die Kirche (aus dem 11. bis 12. Jh., 1349 erwähnt, Andreas-Patrozinium) war eine Filiale der zur Fraumünsterabtei Zürich gehörenden Landespfarrei Altdorf. 1485 ermöglichte die Stiftung einer Seelsorgepfründe die Einsetzung eines Priesters. Gegen 1600 trennte sich Attinghausen kirchlich von Altdorf. Um 1750 wurde eine Frühmesserei, 1810 die Pfarrhelferei eingerichtet. Das 1608 gegründete Kapuzinerinnenkloster wurde nach der Brandkatastrophe von 1676 nach Altdorf verlegt.

Attinghausen bildete wohl vom späten 14. Jahrhundert bis 1850 mit Seedorf eine Genosssame (Wahl- und Militärkreis), die an ihren Versammlungen sechs (nach 1803 vier) Ratsherren wählte. Verschiedene Wuhrgenossenschaften wachten über die Reuss und die Bergbäche Chummen und Palanggen, welche die Gegend oft überschwemmten. Attinghausen hatte im 17. und 18. Jahrhundert einen erheblichen Anteil an Hintersassen. Das Handwerk (u.a. Holzverarbeitung) spielte neben der Land- und Alpwirtschaft eine bescheidene Rolle. Fremde Dienste (Neapel, Frankreich, Spanien) und Auswanderungen (z.B. in die spanische Sierra Morena) boten Alternativen zum Leben im Dorf. Die Kanalisierung der Reuss (1850-1863) schuf neues Kulturland. Fabrikgründungen blieben jedoch mangels permanenter Wasserkraft des Chummen aus. Die Einwohner fanden vom späten 19. Jahrhundert an vermehrt Arbeit in den Betrieben benachbarter Ortschaften. Der Bau einer Seilbahn nach Brüsti (1949) brachte etwas Tourismus. 1990 zählten 24% der Arbeitsplätze zum 1., 43% zum 3. Sektor. Der Anteil der Wegpendler betrug 70%. Seit 1972 gehört Attinghausen zum Kreisschulverband Seedorf, der die Primarschul-Oberstufe führt. Von der Vollgemeinde Attinghausen schieden sich 1920 durch die Einführung von Kirchensteuern die Kirchgemeinde und 1945 die Bürgergemeinde aus.

Quellen und Literatur

  • H. Stadler, Die Gotteshäuser von Attinghausen, 1985
  • Stadler, Uri 1
Von der Redaktion ergänzt
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Zitiervorschlag

Hans Stadler: "Attinghausen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 25.08.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000692/2009-08-25/, konsultiert am 29.03.2024.