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Dägerlen

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Winterthur. Die Gemeinde im Zürcher Weinland umfasst die Ortsteile Dägerlen, Oberwil (1297 Obernwile), Rutschwil (1219 Ruoltswilare), Berg und Bänk und liegt leicht erhöht südlich des Thureinschnitts. Anfang 14. Jahrhundert Tegerlo. 1467 ca. 140 Einwohner; 1634 314; 1771 398; 1850 524; 1860 560; 1880 441; 1900 507; 1950 476; 1970 508; 2000 859.

Rutschwil war im 13. Jahrhundert Sitz eines Kyburger Ministerialengeschlechts. Im Hochmittelalter besassen die Kyburger, nach 1264 die Habsburger zahlreiche Güter und Rechte im ganzen Gemeindegebiet. Im 14. und 15. Jahrhundert gehörten grössere Besitzungen dem Kloster Töss und dem Spital in Winterthur. In Berg unterhielt das Kloster bzw. das Amt Töss einen bedeutenden Fischweiher, der 1683 trockengelegt wurde. Die Landeshoheit kam 1424 (definitiv 1452) mit der Herrschaft Kyburg von den Habsburgern an Zürich. Oberwil gelangte 1434 mit dem habsburgischen Amt Andelfingen an Zürich und gehörte bis 1798 zur Landvogtei Andelfingen, während die übrigen Fraktionen dem Enneramt der Landvogtei Kyburg unterstanden. 1487 wurde eine aus Oberwil stammende Frau der Hexerei bezichtigt und nach dem ersten Zürcher Hexenprozess lebendig eingemauert. Im ausgehenden Mittelalter entwickelten sich die einzelnen Herrschaftshöfe zu Dorfschaften (Einzugsbriefe 1544 Rutschwil, 1582 Oberwil, 1644 Berg). Kirchlich gehörten alle Ortsteile ursprünglich zu Andelfingen. Um 1000 erhielt Dägerlen eine der heiligen Ursula sowie den Evangelisten Johannes und Markus geweihte Filialkapelle, die um 1525 reformierte Pfarrkirche wurde. 1642 wurde Dägerlen eine selbstständige Pfarrei. Die Kollatur, vorerst bei der Stadt Schaffhausen, ab 1803 beim Kanton Schaffhausen, ging 1864 an Zürich über. Im Pfarreigebiet entstand 1798 die politische Gemeinde, die dem Distrikt Andelfingen, 1831 dem Bezirk Winterthur zugewiesen wurde. Die fünf Fraktionen bildeten bis 1928 eigene Zivilgemeinden. Durch die noch heute auf Acker- und bis ca. 1920 auch auf Weinbau ausgerichtete Gemeinde führen weder Durchgangsstrassen noch Bahnstrecken. Eine Industrialisierung blieb aus. 1930 arbeiteten noch 67% der Erwerbstätigen in Dägerlen im 1. Sektor. Infolge verstärkter Bautätigkeit in Rutschwil und Oberwil wuchs die Bevölkerung 1980-1990 nach langjähriger Stagnation um 44%. 2000 bot der 1. Sektor einen Fünftel der Arbeitsplätze in Dägerlen, der Wegpendleranteil betrug knapp drei Viertel der Erwerbstätigen.

Quellen und Literatur

  • E. Stauber, Gesch. der Kirchgem. Andelfingen 1, 1940, 60 f., 225-230, 332-336, 384, 470-472; 2, 1941, 667 f., 939-944
  • Kdm ZH 8, 1986, 145-165
  • D. Stäger, Dägerler Spuren, 1997
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Ueli Müller: "Dägerlen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 16.03.2004. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000141/2004-03-16/, konsultiert am 28.03.2024.